Freitag, 29. August 2014

responsibility to protect

Helmut Schmidt dazu: "Ein schlimmes Schlagwort, das zwar idealistisch klingt, aber zugleich den Vorwand für Interventionen in dritte Staaten liefert." (ZEIT, 28.8.14)

Donnerstag, 28. August 2014

Wieder entdeckt: The White Man's Burden

Angesichts des Menetekels des Ersten Weltkieges, der augenblicklich intensiv diskutiert wird, und angesichts des Scheiterns der (angeblich?) humanitären Interventionen  in Afghanistan und im Irak sowie der katastrophalen Ergebnisse der Förderung von Bürgerkriegsparteien in Libyen und Syrien entdecken die Deutschen für sich "The White Man's Burden".
Dies Gedicht schrieb Kipling 1899, weil viele Amerikaner der nach dem Spanisch-Amerikanischen-Krieg von 1898 einsetzenden imperialen Ausdehnung zögerlich gegenüber standen.
Im Endeffekt lief  "The White Man's Burden" darauf hinaus, dass Zigtausende von Soldaten aus den Kolonien den Opponenten des Ersten Weltkrieges helfen mussten, ihre Schlachten zu schlagen. So wie Deutschland sich "am Hindukusch verteidigt"* hat, durften indische Soldaten in europäischen Schlachten verbluten.
Es ist nicht so, dass die Katastrophe des Ersten Weltkrieges überraschend hereinbrach. Nach wiederholten Friedenskongressen im 19. Jahrhundert kam es ab 1890 zu einer Serie von Weltfriedenskongressen. Für 1914 war ein weiterer geplant. Wegen des Krieges musste er ausfallen.

Gegenwärtig ziehen sich die Europäer aus den Kriegseinsätzen, in die sie sich überstürzt hinein begeben hatten, wiederum überstürzt zurück.
Dafür haben sie jetzt Waffenlieferungen in Krisengebiete als angeblich sinnvolles Mittel der Friedensstiftung entdeckt. Eine jahrzehntelange Tradition soll abgebrochen werden. Und angesichts der erdrückenden Mehrheit der Großen Koalition scheut man sich sogar nicht einmal, diesen Wahnsinn durch das Parlament absegnen zu lassen. Ja sogar in der Opposition entdecken manche Grüne den "Charme" von Waffenlieferungen zur Sicherung wichtiger Ölfelder. Noch hat die Bundeswehr ja nicht genügend Drohnen, um so etwas ohne Stellvertreterkrieger erledigen zu lassen.


"Die Sicherheit Deutschlands wird auch am Hindukusch verteidigt", betonte Verteidigungsminister Peter Struck (Dirk Eckert 13.12.2002)

Anhang:

Mittwoch, 27. August 2014

Kanzlerin sucht Verhaltensforscher

Kanzlerin sucht Verhaltensforscher, FAZ 26.8.14

Psychologen, Anthropologen und Verhaltensökonomen sollen die deutsche Bevölkerung dazu bringen, dass sie sich richtig verhält. 
Will Angela Merkel einen Ersatz für das Militär als "Schule der Nation"?

Samstag, 23. August 2014

The Beach

das Buch   Ort der Handlung Bangkok und ein schwer erreichbarer "paradiesischer" Strand in Thailand.

der Film

Aussagen:
Das aufregendste Erlebnis ist nicht unbedingt das wünschenswerteste.
Wer anderen etwas voraus haben will, droht in Schuld zu geraten.
Eine Gruppe, in der jeder das Beste für sich will, kann zur Hölle werden.

Im Film war vieles unstimmig. Aber ich wurde emotional berührt und zum Nachdenken angeregt. Dazu braucht ein Problem nicht realistisch dargestellt zu werden und die schauspielerische Leistung nicht überwältigend zu sein. (Dafür sehe ich zu selten fern, dass ich das brauchte.) So viel zur Kritik am Film.

Eine vereinfachte Erfahrungsbeschreibung von Thailandbesuchern: Je mehr Kontakt Thais mit Touristen haben, desto unzufriedener wirken sie.
Differenzierungsversuch:  Im Norden wirken Thais zufriedener als im Süden. Vielleicht liegt es auch an der Art der Touristen, die in den Norden, und denen, die in den Süden kommen. Vielleicht aber auch nur daran, dass der starke Rückgang der Touristenströme sich besonders stark im Süden auswirkt und Angst um den Arbeitsplatz auslöst.

"Wer anderen etwas voraus haben will, droht in Schuld zu geraten."
Wer gerät im Ukraine-Konflikt in Schuld? Wirklich nur Putin?


Sonntag, 17. August 2014

Weltreise

Job gekündigt, Wohnung vermietet und dann mal weg - auf Weltreise: hr info 16.8.14

Endlich wieder im Kalten Krieg!

Wie unsere Neureaktionären die Komplexität der Welt reduzieren und die nationalen Reihen gegen alle Feinde schließen: die Linken, Wladimir Putin und den Islam. von Stephan Hebel, FR 6.8.14

Man wird Stephan Hebel nicht des Unernstes verdächtigen, wenn er hier einmal den Neureaktionären mit Heiterkeit antwortet.

Samstag, 16. August 2014

Theodor Eschenburg

1 Wikipediaartikel zum Politikwissenschaftler Theodor Eschenburg
2 Theodor Eschenburg Vater von 1 , Seeoffizier
3 Johann Georg Eschenburg (1844-1936) Bürgermeister von Lübeck, Großvater von 1

Theodor Eschenburg: Also hören Sie mal zu

Theodor Eschenburg: Letzten Endes meine ich doch
"Inhaltlich kann Hoffmann dem Buch dennoch Einiges abgewinnen. Als Beispiel führt er Eschenburgs erzwungene Mitgliedschaft in der SS an, denn hier zeigen sich Hoffmanns Ansicht nach die "erpresserischen Strukturen eines totalitären Regimes". Zum anderen hebt der Rezensent die Passagen hervor, in denen es um Eschenburgs Haltung zu Staat und Grundgesetz geht. Der "`eigentliche Vater`" (Eschenburg) Baden-Württembergs sah - wie der Leser erfährt - bereits in Willy Brandts Aufforderung "mehr Demokratie zu wagen" eine Gefahr für den auf dem Grundgesetz aufgebauten Staat." (Rainer Hoffmann in: Neue Zürcher Zeitung)

https://de.wikipedia.org/wiki/Theodor-Eschenburg-Preis


http://www.welt.de/kultur/history/article12348333/Theodor-Eschenburg-stellte-die-Arisierungsfrage.html

http://www.zeit.de/1994/43/die-lupenreine-demokratie-bringt-sich-um/komplettansicht

Crowdfunding für Reinigung des Meeres von Plastik

Es ist eine technische Idee. Sie arbeitet nicht mit Müllvermeidung, sondern mit Müllbeseitigung. Das kann nicht der Königsweg sein; aber es gibt schon zu viel Plastikmüll im Meer, als dass nicht auch ein Weg für die Beseitigung gefunden werden müsste.
theoceancleanup.org stellt die Idee vor. Crowdfunding soll sie verwirklichen helfen.
Video bei Youtube

Und ein Weg zur Vermeidung von Plastikmüll
www.change.org/plastiktueten

Irland hat kostenlose Plastiktüten schon abgeschafft. Jetzt benutzt jeder Ire nur noch 16 Tüten pro Jahr. Jeder Deutsche benutzt noch 76. 

Freitag, 15. August 2014

Tunnelblick bei Kindern?

Sind Kinder mit etwas beschäftigt, nehmen sie nichts anderes mehr wahr. Diese Art von Blindheit verschwindet überraschend langsam, wie ein Experiment jetzt zeigt. Selbst Jugendliche haben noch den Tunnelblick. SPON 13.8.14
Charakteristisch für Kinder im Gegensatz zu Erwachsenen ist, dass sie gerade keinen Tunnelblick haben, sondern, ohne sich zu konzentrieren, mehr wahrnehmen als Erwachsene. Das kennt jeder normal begabte Erwachsene, der mit normal begabten Kindern Memory gespielt hat. Nur mit großer Konzentration übertrifft er Kinder, die sich nicht konzentrieren.

Was in dem Experiment geprüft wird, ist etwas anderes. (Um zu wissen, was genau das ist, müsste man freilich die Versuchsanordnung besser kennen, als nach dem verlinkten Artikel möglich ist.)
Anscheinend wird geprüft, wie gut sich Kinder konzentrieren können, wenn sie wollen (!). Von Marie Curie wird berichtet, dass sie auch dann konzentriert bei ihrer Arbeit blieb, wenn nebenher laut gesprochen wurde. Das schaffen immer mehr Erwachsene nicht mehr.
Kleine Kinder dagegen können noch ganz in ihrem Spiel aufgehen, erleben noch häufig Flow.

Freilich, für den Straßenverkehr ist Konzentration auf das, was einen interessiert, lebensgefährlich. Man muss immer bereit sein, auch anderes im Blick zu behalten.

Das heißt: Nicht Tunnelblick, sondern größere Schwierigkeit beim Multitasking ist typisch für Kinder.

Was das Ergebnis eines wissenschaftlichen Versuchs ist, hängt aber so sehr von der Versuchsanordnung ab, dass ohne genauere Kenntnis darüber nie zu beurteilen ist, ob er valide ist.

Mittwoch, 13. August 2014

Die Fields Medaille geht erstmals an eine Frau

Die Fields-Medaille wird oftmals vereinfachend als "Nobelpreis für Mathematik" bezeichnet, ist unter den renommierten Preisen für Mathematiker, der nur an Personen unter 40 Jahren verliehen werden darf (ein deutlicher Unterschied zu Nobelpreisen).
Mit Maryam Mirzakhani erhielt erstmals eine Frau eine von vier Fields-Medaillen. Die gebürtige Iranerin Mirzakhani (Jahrgang 1977) beschäftigt sich mit algebraischer Geometrie und Topologie und ist heute Professorin an der Stanford University in den USA.  (Bildungsklick: Fields-Medaille geht erstmals an eine Frau, 13.8.14)

Dienstag, 12. August 2014

Oberstleutnant zweifelt an, dass die Aktion vom 11.9.2001 überraschend kommen konnte

Das Interview mit Jochen Scholz, Oberstleutnant der Luftwaffe (NATO), wurde 2009 hochgeladen. 
Es geht um die Terroranschläge vom 11.9.2001.

Was ist das architektonisch anspruchsvollste Gebäude aller Zeiten?

Meine Antwort: das Pantheon.

Ungemein vielseitige Antworten finden sich bei gutefrage.net.
Besonders originell: Berliner Flughafen und Stuttgart 21.

Eine wohlbegründete Zurückweisung der Fragestellung bietet Zachariah. Man kann ihm ohne weiteres folgen; doch man braucht es nicht; denn so käme man um anregende Reflexionen herum.

Dafür müsste man sicher erstmal definieren, was man unter Architektur verstehen will.Der eine denkt dabei an vollendete Bautechnik - also wären für ihn "anspruchvollste Architektur" diejenigen Bauten, die mit höchster Kunstfertigkeit erbaut wurden (sodass sie nach 2000 Jahren noch stehen und auch beeindrucken z.B.). Hier ist Architektur vor allem das hochprofessionelle Produkt eines Ingenieurs als Meister der Naturwissenschaften (Physik, Mathematik, Chemie usw.).Für andre ist Architektur das kunstvolle Umformen/Bilden von Raum, das bewusste Zurverfügungstellen von ehemals beliebiger Leere für den Menschen durch Begrenzung/Greifbarmachen mit allem, was dazu gehört. Dieser Ansatz wird unter Architektur eher eine geisteswissenschaftliche Kunst verstehen, deren Ergebnisse unter Einsatz ingenierstechnischer [sic] Expertise umgesetzt werden kann/sollte/wird.Die Kathedralen der Gotik vereinen sicherlich viele Aspekte jeglicher Baukunst. Zumal diese Monumentalbauten nicht nur durch ihre besonders im Spiegel der Zeit gigantischen Ausmaße und außerordentlichen Detaillösungen erstaunen, sondern auch durch den Entwurfsgedanken, dem das gesamte Bauwerk unterworfen ist - das bewusste Zielen auf Effekt beim Menschen. Der Mensch soll einerseits die Größe Gottes erahnen, andererseits wird sein Blick aufgrund der Raumformung nach oben geleitet, hin zum Licht der Obergaden. Beim Durchschreiten dieser Bauten wird der Gläubige zudem hingeführt zum Altar und in die Anbetung.
Für mich gibt es keine für alle Zeiten anspruchsvollste Architektur. Denn auf ihre ureigene Weise haben die Menschen mit ihrem unglaublich starken Willen zu schaffen, zu schöpfen, zu formen, zu entwerfen, seit Anbeginn der Menschheitsgeschichte alles in Ihrer Macht stehende getan, Größeres zu erbauen, als der Mensch selbst für sich ist. Ob nun geistig/geistlich größer, oder rein physisch. Ob nun zeitlich gesprochen oder ideell. Der Mensch ist ein Schöpfer und seine Bemühungen, das Beste zu erreichen, was ihm möglich ist, zeugt von seinem unbeugsamen Willen, sich nur mit dem Anspruchsvollsten zufrieden zu geben, das denkbar ist.Anspruchsvollste Architektur gab es also zu jeder Zeit und wir heute haben das Vorrecht, über die globalisierte Informationsarchitektur auf mehr "anspruchsvollste Architektur" Zugriff zu haben, wie jemals jemand vor uns. Wir können Videos davon sehen, Fotos, Beschreibungen aus völlig unterschiedlichen Kulturen - können uns mitteilen, austauschen, darin schwelgen...

Jean Paul liefert im Titan eindrucksvolle Beschreibungen, die das Pantheon und der Petersdom auf ihre Besucher machen können.  Er selbst war freilich nie in Rom.

Freitag, 8. August 2014

Kostenlos ist nicht selten besonders teuer: Apps

 Im Google-Play-Store generieren die kostenlosen Apps mit In-App-Käufen den größten Umsatz. Laut den US-amerikanischen Analysten von „App Annie“ sind diese Gratis-Spiele für 98 Prozent des Erlöses verantwortlich. Ähnlich ist es bei Apple. Dort gehen laut Forschungsinstitut Distimo rund 70 Prozent der Verkäufe auf das Konto von kostenlos herunterladbaren Spielen mit In-App-Funktion. (M. Greuel: Zocken und zahlen, Frankfurter Rundschau, 8.8.14)
Ein kleines Mädchen hatte auf dem Handy ihres Vaters bei einem "kostenlosen" Spiel etwa 2600 Dollar für besondere Spielefunktionen ausgegeben. In dem Fall gab es nach Klage Schadensersatz. Insgesamt hat  Apple 24 Millionen an Schadensersatz bezahlt. Im Verhältnis zu den Einnahmen aus den "kostenlosen" Spielen sind das Peanuts. (vgl. App Store und App Store (iOS))

mehr dazu: FR

Mittwoch, 6. August 2014

Wikipediaartikel, die von Google von ihren Suchergebnissen ausgeschlossen werden

Nach dem Urteil des Europäischen Gerichtshofs hat Google begonnen, bestimmte Suchergebnisse auf Wunsch Betroffener zu entfernen. Darunter sind auch Wikipedia-Artikel. Die Online-Enzyklopädie macht nun öffentlich, welche - es ist von "Zensur" die Rede. (Spiegel online, 6.8.2014)
Der Hinweis der Wikipedia hier:  http://wikimediafoundation.org/wiki/Notices_received_from_search_engines

Dienstag, 5. August 2014

Wie man an Ausbildung sparen kann

Aber dass der Verzicht auf Geld aus Brüssel nicht wirklich schädlich sein muss, zeigt eine Statistik zu den Ausbildungsprogrammen, für die zwischen 2007 und 2012 insgesamt 7,4 Milliarden Euro ausgegeben wurden - zur Hälfte von Brüssel, zur Hälfte von Rom. Mit diesem Geld sind in Italien mehr als 20.000 junge Menschen für einen Beruf geschult oder umgeschult worden. Doch nur 1600 haben die Kurse bis zum Ende durchgezogen. Und von diesen haben laut einer Studie zweier italienischer Wirtschaftswissenschaftler gerade 233 einen Job bekommen. Macht 31 Millionen pro Job. Da lässt sich wohl wirklich einiges sparen. (Spiegel online zu italienischen Plänen, weniger Unterstützung von der EU in Anspruch zu nehmen, 5.8.14)
Die Frage ist nur, ob man nicht mit einem kombinierten Plan (Vorplanung, wie viele Arbeitsplätze für welche Ausbildung zur Verfügung stehen würden und entsprechende Ausbildung) eine höhere Erfolgsquote hätte erreichen können und ob nicht eine zusätzliche Ausbildung einen längerfristigen Vorteil bringt auch ohne sofortige Stelle.
Allerdings auch ich kenne Umschulungen, die ganz ohne Aussicht auf Erfolg durchgeführt wurden, offenbar nur, um die Arbeitslosenstatistik günstiger zu gestalten.

Sonntag, 3. August 2014

Wie Jan seine Sprache wiederfindet

Genau genommen, hat er sie nicht gefunden, sondern jemand anders für ihn. Wie es im einzelnen war, schreibt Spiegel online in dem Artikel Wie Jan seine Sprache wiederfindet:
[Jan] ist 15 Jahre alt und hat das Down-Syndrom. Jan redet viel, allerdings verstehen selbst seine Eltern nur "Ja" und "Nein". Deswegen trägt Jan stets einen Sprachcomputer bei sich, eine Art Tablet-PC mit vielen Symbolen: ein Gesicht plus Finger zum Beispiel oder ein Fußball. Drückt er die Knöpfe, sagt eine Frauenstimme: "Ich möchte Fußball spielen." Fast 5000 Euro hat der Computer gekostet.Als die beiden Anfang Juni in Wuhletal aus der Bahn stiegen, hatte Jan den Computer noch in der Hand, erinnert sich Sebastian. Dann war er weg. "Wo ist dein Talker", fragte Sebastian. Jan blieb stumm. Sebastian weiß nicht, ob Jan in der Situation traurig war oder wütend, ob er überhaupt versteht, was der Computer für ihn bedeutet. Sebastian weiß nur, dass Jan viel ausgeglichener ist, wenn er nicht nur redet, sondern auch verstanden wird. ( Spiegel online, 3.8.14)

Kein Monster, aber ein Mann des Systems

"Grabe, wo Du stehst" - unter diesem Motto beschäftigt sich die der Geschwister-Schule-Schule angegliederte Geschichtswerkstatt seit über 20 Jahren mit der Aufarbeitung des NS-Zeit im regionalen Kontext. (BA Dokumentation)

Jetzt hat die Geschichtswerkstatt den Fall Adam Essinger aufgegriffen. Im Bergstäßer Anzeiger wurde darüber berichtet:
Ein gefürchteter Kriegsverbrecher war er offenkundig nicht, aber als harmlosen Mitläufer kann man ihn auch nicht bezeichnen. Ohne Zweifel hatte Adam Essinger - wie viele andere auch - im Nationalsozialismus Schuld auf sich geladen. Eine Schuld, die aus heutiger Sicht allerdings die zweimalige Verurteilung zum Tod durch französische Militärgerichte und die daraus folgende 13-monatige Einzelhaft in Ketten nicht rechtfertigte.(BA Dokumentation)

mehr dazu 

Five letter words

aus dem ZEIT-Kreuzworträtsel:
Insbesondere zu Baumelzwecken im Urlaub mitzuführen
S - - l -
von mir:
Wichtig für häufige Wiederverwendung
P - - n -
Überdauerte mehrere Rechtschreibreformen
T - - o -
(nach und nach werden Buchstaben eingefügt werden)

Samstag, 2. August 2014

Augusterlebnis 1914

100 Jahre nach Kriegsbeginn, 57 Jahre nach Gründung der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft sollte ein weniger verzerrtes Bild des "Europäischen Bürgerkrieges", wie man den Ersten und Zweiten Weltkrieg zusammenfassend genannt hat, möglich sein.
Wie von Verteidigern der Fischerschen Thesen in der Diskussion über "Griff nach der Weltmacht" schon damals angedeutet wurde, hat die Öffnung der Akten anderer europäischer Staaten eine klarere Sicht auf die Kriegsbereitschaft in diesen Staaten möglich gemacht. Christopher Clarks hat in "Die Schlafwandler"* den kollektiven Weg in den Krieg dargestellt. Den Versuch, daraus eine Unschuldsthese für die deutsche Führung von 1914 zu basteln, wurde zu Recht zurückgewiesen. Im Einzelnen wird die wissenschaftliche Diskussion weitere Differenzierungen erbringen.
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Bemerkenswert erscheint mir in diesem Kontext ein Artikel  in der Frankfurter Rundschau vom 2.8.14 (publiziert wurde er im Rahmen der sehr verdienstvollen Artikelserie der FR zum Ersten Weltkrieg):
"Das Begehren nach dem Blutopfer" von Christian Thomas.
Darin schreibt er über das Augusterlebnis 1914 "von einer ungeteilten kollektiven Euphorie kann keine Rede sein", trägt dann aber eine Menge Belege für die Bereitschaft, sich für 'Volk und Vaterland' zu opfern, zusammen. Dazu gehört, dass die sozialdemokratischen Abgeordneten trotz ihres Boykotts der Reichstagssitzung, in der Wilhelm II. den Kriegsbeginn rechtfertigte, dann doch - mit zwei rühmlichen Ausnahmen - den Kriegskrediten zustimmte. Ja, sogar die Deutsche Friedensgesellschaft habe sich der allgemeinen Opferbereitschaft nicht entgegenstellen wollen. (Hier hätte mich ein Beleg sehr interessiert.)
Dass in der Bevölkerung die Trennung von Vätern, Söhnen und Brüdern nicht allgemein begrüßt worden ist, dass man ihrem Tod nicht allgemein freudig entgegengesehen hat, darf als sicher gelten, auch wenn öffentliche Organe nicht darüber berichtet haben und die Filmbilder von jubelnden Kriegsfreiwilligen das nicht dokumentiert haben. Die Euphorie war nicht ungeteilt. Doch das "August-Erlebnis" hat Thomas eindrucksvoll belegt.

*Clarks Titel spielt auf Hermann Brochs Trilogie "Die Schlafwandler" an.