Dienstag, 30. Juni 2015

Bevor man ein Urteil fällt, sollte man ...

die andere Seite hören. (Audiatur et altera pars.)

Bei den vielen Nachrichten, die wir verarbeiten, kommen wir meist nicht dazu und bilden uns oft Vorurteile. Solange wir nicht Recht zu sprechen haben, ist das oft nicht so schlimm.

In Sachen Ukraine und Griechenland kann man freilich leicht in große Einseitigkeit verfallen, wenn man den Grundsatz nicht beherzigt. Und solche Einseitigkeit kann benutzt werden, unsere Hemmschwellen vor Maßnahmen, die vielfachen Tod bedeuten, abzubauen.

Ein vergleichsweise harmloser Fall war der von der Matratze, zu dem zunächst nur eine Version um die Welt ging.

Was geschah auf der Matratze? ZEIT 21.5.15
Nachdem ich nun zwei Seiten kenne, traue ich mir kein Urteil mehr zu.
Nur so viel glaube ich sagen zu dürfen: Mein Urteil ohne Kenntnis der Sicht der zweiten Seite war vorschnell.

Dienstag, 23. Juni 2015

Schlichtung beim KITA-Streik

Schlichtung im Kita-Tarifkonflikt - Streiks ausgesetzt
"Für ver.di schlichtet der Ex-Oberbürgermeister von Hannover, Herbert Schmalstieg (SPD), für die Arbeitgeber der frühere sächsische Ministerpräsident Georg Milbradt (CDU)."  Schlichter geben sich im Kita-Tarifstreit optimistisch



Lösung im Kita-Streik: Mehr Geld für Erzieher, mehr Personal für die Kitas, SZ 23.6.15

  • Im Tarifstreit der Kita-Erzieherinnen haben die Schlichter eine einvernehmliche Empfehlung abgegeben.
  • Durschnittlich sollen die Gehälter der Erzieherinnen demnach um 3,3 Prozent steigen.
  • Der Bundeskongress "Mehr Qualität in Kitas" fordert derweil unter anderem eine intensivere Ausbildung frühpädagogischer Fachkräfte. [...]
Am Dienstag, dem Tag des Schlichterspruchs, tagte passenderweise in Berlin auch der Bundeskongress "Mehr Qualität in Kitas". 1000 Experten aus Politik, Forschung und Praxis trafen sich mit Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig (SPD) und forderten unter anderem eine intensivere Ausbildung frühpädagogischer Fachkräfte. Weil der Ausbau so schnell vor sich geht, hapert es an einer ausreichenden Auswahlmöglichkeit und der Qualifizierung des Personals. Als Weiterentwicklung des Bundesprogramms "Schwerpunkt Kitas Sprache und Integration" wird Schwesig nun ein neues Sprachförderungsprogramm für Tagesstätten auflegen, die besonders viele Kinder aus Migrantenfamilien besuchen.
Ein Kind, das viel Fürsorge und Bildungsimpulse erhalte, so die Ministerin, kenne einer Studie zufolge mit drei Jahren schon mehr als doppelt so viele Wörter wie ein Kind mit schlechteren Voraussetzungen. Dies dürfe nicht zum Dauerhindernis auf dem Bildungsweg werden. Erste Studien haben gezeigt, dass sich der Wortschatz der Kinder durch den Einsatz von Sprachexpertinnen positiv entwickelt. Davon profitierten auch deutsche Kinder mit Sprachproblemen. Von2016 bis 2019 stehen nun 400 Millionen Euro zur Verfügung. Wie die Sprachförderung aussehen könnte, sagte die Ministerin auch. Nebenbei müsse das laufen, in Alltagssituationen wie dem Tischdecken mit allen Kindern. 

Autos (ein Schnipsel von 1993)

Pro verkauftes Auto werden mehr als 400.- DM Werbung ausgegeben
(knapp 2 Milliarden 1992).
Jeder 450. Pkw verursacht einen Verkehrstoten, jeder 100. einen Behinderten, jeder 7. einenVerletzten.
Pro Pkw werden durchschnittlich 820 Stunden Lebenszeit vernichtet und 2 800 Stunden 
Lebenszeit mit Behinderungen durch Unfallverletzungen verursacht. Da ein Auto im Schnitt 2 4oo Stunden gefahren wird, zerstört ein Auto während einer Stunde Fahrt also 
durchschnittlich 1,5 Stunden Lebenszeit. (Quelle: Fairkehr, Heft Nr.4/93, Sept./Oktober)

Die Abfallberge eines Pkw summieren sich auf über 25 Tonnen.

(zitiert nach der Seite: frühere Schnipsel)

EU und Griechenland

Habermas: Warum Merkels Griechenland-Politik ein Fehler ist, SZ 22.6.15

[...] Mit dieser demokratischen Legitimation ausgestattet, macht die griechische Regierung den Versuch, einen Politikwechsel in der Euro-Zone herbeizuführen.Dabei stößt sie in Brüssel auf die Repräsentanten von 18 anderen Regierungen, die ihre Ablehnung mit dem kühlen Hinweis auf ihr eigenes demokratisches Mandat rechtfertigen. Man erinnert sich an jene ersten Begegnungen, als sich die präpotent auftretenden Novizen in der Hochstimmung ihres Triumphes mit den teils paternalistisch-onkelhaft, teils routiniert-abfällig reagierenden Eingesessenen einen grotesken Schlagabtausch lieferten: Beide Seiten pochten papageienhaft darauf, vom jeweilig eigenen "Volk" autorisiert worden zu sein.
Die ungewollte Komik ihres einträchtig nationalstaatlichen Denkens führte der europäischen Öffentlichkeit unübertrefflich vor Augen, was wirklich fehlt - ein Fokus für eine gemeinsame politische Willensbildung der Bürger über folgenreiche politische Weichenstellungen in Kerneuropa. [...] Man muss sich das Anstößige, ja Skandalöse dieser Weigerung klarmachen: Der Kompromiss scheitert nicht an ein paar Milliarden mehr oder weniger, nicht einmal an dieser oder jener Auflage, sondern allein an der griechischen Forderung, der Wirtschaft und der von korrupten Eliten ausgebeuteten Bevölkerung mit einem Schuldenschnitt - oder einer äquivalenten Regelung, beispielsweise einem wachstumsabhängigen Schuldenmoratorium - einen neuen Anfang zu ermöglichen.

Statt-dessen bestehen die Gläubiger auf der Anerkennung eines Schuldenberges, den die griechische Wirtschaft niemals wird abtragen können. Wohlgemerkt, es ist unstrittig, dass ein Schuldenschnitt über kurz oder lang unvermeidlich ist. Die Gläubiger bestehen also wider besseres Wissen auf der formellen Anerkennung einer tatsächlich untragbaren Schuldenlast. [...]
Diese Auflösung von Politik in Marktkonformität mag die Chuzpe erklären, mit der Vertreter der deutschen Bundesregierung, ausnahmslos hochmoralische Menschen, ihre politische Mitverantwortung für die verheerenden sozialen Folgen leugnen, die sie als Meinungsführer im Europäischen Rat mit der Durchsetzung der neoliberalen Sparprogramme doch in Kauf genommen haben. 
Der Skandal im Skandal ist die Hartleibigkeit, mit der die deutsche Regierung ihre Führungsrolle wahrnimmt. Deutschland verdankt den Anstoß zu dem ökonomischen Aufstieg, von dem es heute noch zehrt, der Klugheit der Gläubigernationen, die ihm im Londoner Abkommen von 1953 ungefähr die Hälfte seiner Schulden erlassen haben.
Aber es geht nicht um eine moralische Peinlichkeit, sondern um den politischen Kern: Die politischen Eliten in Europa dürfen sich nicht länger vor ihren Wählern verstecken und selber den Alternativen ausweichen, vor die uns eine politisch unvollständige Währungsgemeinschaft stellt. Es sind die Bürger, nicht die Banken, die in europäischen Schicksalsfragen das letzte Wort behalten müssen. [...]



EU in der Krise, 20.5.11

mehr von Fs Schnipsel zu Griechenland und "Griechenlandkrise"

Montag, 22. Juni 2015

Die USA und die Ukraine

Haben die Amis den Maidan gekauft?, ZEIT Nr.20, 13.5.15, S.8
Mehr zum Thema Ukraine und Ukrainekonflikt
auf diesem Blog

bei Fonty

Daraus zitiere ich:

"Für Mead steht fest, dass die Ukraine für den Westen gewonnen werden muss. Alles darunter ist für ihn ein Geschenk für Putin.
"Putin versteht Europas Schwächen" ZEIT online, 14.3.15

Über die Zeit nach dem Auseinanderfallen der Sowjetunion sagt er:
Wir haben uns nie wirklich Gedanken über Russland gemacht. Der Westen hatte zwei große Projekte in Europa: die Erweiterung der EU und die der Nato. In beide Projekte war Russland nicht einbezogen. Wir haben dem gefährlichen Gebiet zwischen Russland und der EU und Russland und der Nato nicht genügend Aufmerksamkeit entgegengebracht. Das war ein Fehler.
Ich stimme ihm zu und komme nicht umhin, hinzuzufügen:
Mead hat das Projekt, die Ukraine für den Westen zu gewinnen und dabei nicht wirklich an Russland gedacht. Das ist ein Fehler.
Außerdem meint er, Putin kenne Merkels Schwächen besser als sie selbst. Gleichzeitig will er sie in ein Unternehmen hineinstoßen, wo ihr nichts bleibt, als zu gewinnen oder zu verlieren.
Offenbar kennt Mead weder die Schwächen der USA, noch die der EU und schon gar nicht die Lehren aus den Kriegen der Ära Bush junior."

Auschwitz: Flucht und Aufstand

Insgesamt versuchten ungefähr 700 Häftlinge die Flucht aus Auschwitz; sie gelang in etwa 300 Fällen. Versuchte Flucht wurde mit Verhungern bestraft; oft wurden auch die Familienangehörigen von Flüchtigen verhaftet und in Auschwitz I zur Abschreckung ausgestellt. Eine andere Strafe war, Mitgefangene für die Flucht büßen zu lassen.
Am 7. Oktober 1944 führte das jüdische Sonderkommando (die Häftlinge, welche die Gaskammern und Krematorien bedienen mussten und von den anderen Häftlingen getrennt gehalten wurden) einen Aufstand durch. Weibliche Gefangene hatten Sprengstoff von einer Waffenfabrik eingeschmuggelt, und das Krematorium IV wurde damit teilweise zerstört. Anschließend versuchten die Gefangenen eine Massenflucht, aber alle 250 Entflohenen wurden kurz darauf gefasst und getötet. (KZ Auschwitz-Birkenau)

Freitag, 19. Juni 2015

HEINRICH AUGUST WINKLER: Geschichte des Westens - Die Zeit der Gegenwart

"Ihren Anspruch, ein Bündnis freiheitlicher Demokratien zu sein, interpretierte die NATO sehr pragmatisch: Das autoritär regierte Portugal war ein Gründungsmitglied; die undemokratischen Strukturen der Türkei standen ihrer Aufnahme im Jahr 1952 nicht im Weg." (S.599)

Früher sprach man von Realpolitik, in der Politikwissenschaft spricht man von Realismus. Winkler beschreibt die NATO von 1952 als pragmatisch.
Winkler hat freilich weit mehr zu sagen. 

"Was die Demokratien angeht, [...] Schon im persischen Großreich gab es über Jahrhunderte hinweg einen gewählten Rat, eine Volksversammlung und Richter, die auf Vorschlag des Rats von der Volksversammlung gewählt wurden. Auch im Hinblick auf eine andere vermeintliche Errungenschaft des Westens, die Toleranz, sind Zweifel angebracht. [...] indischen Kaiser Aschoka, der schon im 3. Jahrhundert vor Christus für Toleranz eintrat. [...] Der alte Okzident brauchte lange, nämlich bis zur Aufklärung, bis er in der Toleranz eine Bedingung geistiger Freiheit erkannte und anerkannte." (S.606)

Rezensionen des Bandes bei Perlentaucher

Oliver Maassen zu Bildung und Gehirnforschung

Lernen 5.0: Wenn digitale und neuronale Welten sich vernetzen
"[...] Ich selbst teste gerade auf meinem Smartphone verschiedene Apps für neuronales Lernen und bin ziemlich begeistert, was diese neuen Tools so alles können. Als Berater und Personalentwickler nutzen wir diese Chancen natürlich, um unser Training und Coaching in die neue Welt des Lernens 5.0 zu überführen. Das bedeutet nicht nur die Erkenntnisse der Hirnforscher auf die Seminargestaltung zu übertragen und auf neue Medien bei der Lernvermittlung zu setzen, sondern insbesondere auch Unternehmen darin zu begleiten, wie sie ihre interne Aus-, Fort- und Weiterbildung neu aufstellen müssen.
Lernen 5.0 steht  heute noch ganz am Anfang und ist in seinen künftigen Dimensionen schwer einzuschätzen. Heute ist aber schon deutlich abzusehen, dass Lernen 5.0 die Kraft hat unsere gesamte Bildungs- und Entwicklungsarbeit zu revolutionieren. Und wie immer gilt: (Früh) dabei sein ist alles."  (Oliver Maassen*: Lernen 5.0: Wenn digitale und neuronale Welten sich vernetzen)
*Oliver Maassen ist seit 2013 Geschäftsführer der Pawlik Consultants GmbH. Zuvor war er unter anderem Bereichsvorstand und Personalchef der Unicredit Bank.

Mich kann die Darstellung nicht beeindrucken. Dass Maassen schon bei Lernen 5.0 angekommen ist, überzeugt mich nicht davon, dass ich Wesentliches von diesem Wege verpasst habe. Etwas mehr Inhalt hätte mir mehr imponiert.


Wo werden Lehrer nicht verbeamtet?

Infografik (Quellen: Schulministerien der einzelnen Bundesländer (Stand: 1. Juli 2014))

Donnerstag, 18. Juni 2015

Tarnung im Zweiten Weltkrieg

Amerikas Werke und Hollywoods Beitrag SPON 4.5.2011

Papst nennt Lebensstil der Menschen "selbstmörderisch"

Papst nennt Lebensstil der Menschen "selbstmörderisch", Spiegel online 18.6.15
Papst Franziskus hat in seiner neuen Enzyklika eine rasche Abkehr von den fossilen Energieträgern angemahnt. Zudem kritisierte das katholische Kirchenoberhaupt Konsumrausch, Umweltzerstörung und eine Unterwerfung der Politik unter die Wirtschaft. "Niemals haben wir unser gemeinsames Haus so schlecht behandelt und verletzt wie in den vergangenen beiden Jahrhunderten", erklärt der Papst in seinem Weltrundschreiben "Laudato si", das nun offiziell veröffentlicht wurde.

Laudato si’

[...] Der Papst fordert damit eine sogenannte Dekarbonisierung der Weltwirtschaft und einen Erdöl- und Kohleausstieg. Ebenfalls kritisiert der Papst den Konsumismus. Der „Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und der Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des Planeten derart überschritten, dass der gegenwärtige Lebensstil nur in Katastrophen enden“ könne.
Weiterhin kritisiert der Papst die Dominanz der Wirtschaft, insbesondere der Finanzwirtschaft gegenüber der Politik, die einen wirksamen Umweltschutz verhindere. Die Unterwerfung der Politik unter die Technologie und das Finanzwesen zeige sich in der Erfolglosigkeit der Weltgipfel über Umweltfragen. Damit einher gingen auch große sozialpolitische Verwerfungen. So verursache der Reichtum in den reichen Staaten unmittelbar die Armut in anderen Staaten, weswegen in Industriestaaten eine Wachstumsverlangsamung geboten sei, um armen Staaten mehr Entwicklungsschancen zu bieten. Es sei unvertretbar, dass einige mehr und mehr konsumierten und zerstörten, während andere noch nicht entsprechend ihrer Menschenwürde leben könnten.[10] [...]Seite „Laudato si’“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 19. Juni 2015, 17:48 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Laudato_si%E2%80%99&oldid=143240727 (Abgerufen: 19. Juni 2015, 18:39 UTC)
Interview mit Antonio Sparado über sein Bild von Papst Franziskus*
Franziskus kommt, wie er ist, er schätzt nicht die Wirkung seiner Worte ab im Sinne eines kalkulierten Effekts. Sein Ziel ist es, sich selbst zu vermitteln, Beziehungen und Begegnungen zu stiften. Dafür benutzt er eine allgemein verständliche Sprache. Seine Sprache ist nah an uns, er taktiert nicht. Er nimmt in Kauf, dass er missverstanden und falsch interpretiert wird. 
*"2011 wurde Spadaro von Benedikt XVI. als Berater in zwei Päpstliche Räte berufen: Soziale Kommunikationsmittel und Kultur. Im Mai 2015 klopfte Franziskus an: Spadaro ist jetzt auch Mitglied der vatikanischen Medienkommission. Er hat nicht nur die "Biblioteca di Papa Francesco" ediert – Bücher sämtlicher Literaten und Theologen, die Papst Franziskus in seinem Interview von 2013 zitiert. Er hat auch ein Buch über "Cyberteologia" geschrieben." ("Glaubt nicht allein den Dokumenten!" , ZEIT online, 19.6.15)

Dienstag, 16. Juni 2015

Hans Jonas im Interview zur Frage, weshalb die Menschheit sich ihren Problemen nicht stellt

Hans Jonas: "Der Geist hat ja eine ganz merkwürdige Doppelrolle gespielt. Einerseits hat er die Gefräßigkeit der Menschen ungeheuerlich erhöht. Ausgerechnet der Geist ist ja das Instrument dafür gewesen, daß wir so ungeheuer anspruchsvoll in den Bedürfnissen unserer Leiber geworden sind. Andererseits hat der Geist ein Reich der Werte geschaffen, das um seiner selbst willen gepflegt wird; wofür Menschen das Äußerste einsetzen in der Kunst, in der Erkenntnis, aber auch in der Pflege der Emotionen. [...]Man kann in abstracto einen Entwurf machen für eine Diktatur der Menschheitsretter. Aber wie stellt man sich vor, daß eine wirklich selbstlose Elite an die Macht kommen wird, daß diese selbstlos bleiben wird und in ihrer Selbstlosigkeit auch anerkannt wird? [...]Was ich mir viel eher vorstellen kann, ist das Hereinbrechen sehr schlimmer Zustände, die zu kompromißbereiten Abmachungen zwischen den ökonomischen, politischen und sozialen Machtgruppen führen; daß man sich auf einen Modus einigt, der sowohl den Menschen einigermaßen akzeptabel ist als auch der Natur. " (DER SPIEGEL 20/1992 - Hervorhebungen von Fontanefan)
Die gegenwärtigen Krisen zeigen dafür wenig überzeugende Beispiele. Insbesondere das Verhalten der EU in Flüchtlings-, Griechenland- und Ukrainekrise bieten sie nicht.
Aber in allen drei Krisen zeigen sich Ansätze zu Kompromissen.  

Pierre Brice

Pierre Brice, FR


Wie man Terrorismus züchtet

Jürgen Todenhöfer über George W. Bushs Irakkrieg:
"Zu Beginn des "War on terror" gab es einige 100 internationale Terroristen, jetzt haben wir über 100 000." (FR 16.6.15, S.31)

vgl. auch:
http://www.fr-online.de/terrorgruppe-islamischer-staat/28501302,28501302.html

http://www.fr-online.de/terrorgruppe-islamischer-staat/juergen-todenhoefer--westliche-bomben-staerken-islamischen-staat-,28501302,30544026.html

Bildungsnachrichten

Schlechte Schüler brauchen strenge Lehrer 

Altbewerber haben oft bessere Chancen auf einen Ausbildungsplatz als Schulabgänger


Alle Kraft fließt in die Leistungsschwachen 
"Jutta Dreßler war vier Jahrzehnte lang Lehrerin im Gymnasium, erst im Osten, dann im Westen von Berlin. Jetzt ist sie im Ruhestand und zieht eine ernüchternde Bilanz über das Schulsystem von heute." 

Kommentar:
Schafft die Hausaufgaben ab!

Sonntag, 14. Juni 2015

Klare Worte zu EU und Griechenland - und anderes

GRIECHENLAND - Vom Euro erschlagen von THOMAS ASSHEUER, ZEIT online, 14.6.15
 Die EU hat soziale Verwerfungen zugelassen, die man im 21. Jahrhundert nicht mehr für möglich gehalten hätte. Sie hat das Versprechen vom "sozialen Europa" zur Phrase gemacht und für Rechtsgleichheit gesorgt. Banker und Bettler haben beide das Recht, unter Brücken zu schlafen. Von dieser Art Gleichheit war im europäischen Traum eher nicht die Rede.
dazu:
F. Schirrmacher: Demokratie ist Ramsch, faz.net 1.11.2011
"Es ist das Schauspiel einer Degeneration jener Werte und Überzeugungen, die einst in der Idee Europas verkörpert schienen."

andererseits:
Merkel beim Umdenken
Schieritz kommentiert in ZEIT online
"Die neuen Zahlen sind das Ergebnis der Verhandlungen von Angela Merkel mit IWF-Chefin Christine Lagarde und EZB-Präsident Mario Draghi vor zwei Wochen im Kanzleramt. Die Kanzlerin hat also einer Lösung zugestimmt, die einen Schuldenschnitt beinhaltet.
Sie sollte das endlich auch offen sagen."

Kauder außerhalb jeder Professionalität
Der CDU-Fraktionschef Kauder bezeichnet den griechischen Ministerpräsidenten laut Tagesspiegel als "freches Bürschchen". 
Gabriel völlig ohne Einsicht in die Fragwürdigkeit unsozialer Austeritätspolitik und des eigenen Spiels mit dem Feuer
Laut Bergsträßer Anzeiger vom 15.6.15 sagte der SPD-Vorsitzende: "Die Spieltheoretiker der griechischen Regierung sind gerade dabei, die Zukunft ihres Landes zu verzocken. Und die von Europa gleich mit."

Wenn ein ausgewiesener Naturwissenschaftler wie Tim Hunt dumme Sprüche über Frauen macht, legt man ihm nahe, seinen Job aufzugeben. Wenn ein hochrangiger Politiker der Regierungsfraktionen gegen die Regelung einer europäischen Krise zündelt, was passiert dann?

mehr:
SPD und Union in der Griechenland-Krise: Die Stimmung in Berlin kippt, SPON 15.6.15
Mitte Mai klang Sigmar Gabriel noch ziemlich versöhnlich. In einem Zeitungsinterview gab sich der Vizekanzler optimistisch in Sachen Griechenland-Krise, lockte die Regierung von Alexis Tsipras sogar mit der Aussicht auf ein drittes Hilfspaket. Und jetzt, vier Wochen später? Schließt der SPD-Chef eine Rettung Griechenlands "um jeden Preis" aus und sagt: "Wir lassen uns nicht erpressen."Die Aussagen des Wirtschaftsministers zeigen, wie die Griechenland-Krise derzeit die SPD aufmischt. In den vergangenen Monaten hatten die Sozialdemokraten stets Verständnis für die Lage der griechischen Regierung gezeigt - auch, als große Teile der Union längst die Geduld mit Tsipras und seinem Finanzminister Gianis Varoufakis verloren hatten.Nun ändert sich im politischen Berlin der Tonfall. "Varoufakis ist ein politischer Irrläufer ersten Ranges", sagte etwa der konservative SPD-Politiker Johannes Kahrs der "Welt" - und fügte an: "Auch wir regen uns zum Teil maßlos über die griechische Regierung auf."
"Maßlos" ist eine treffende Beschreibung. Nicht eine Win-Win-Situation wird gesucht, sondern der Sieg. 
Ein weiteres Zitat aus diesem Artikel:
"Ende Mai hatte Poß, der im Vorstand seiner Partei sitzt, die Syriza-Regierung in einer Stellungnahme als "Schutzmacht von Steuerkriminellen" gegeißelt."

Außerdem bei SPON:
Griechenland-Talk bei Jauch: Der Martin, der Wolfgang und die Konsequenz,SPON 15.6.15

Google-Chef Schmidt: Der amerikanische Traum

Google-Chef Schmidt in BerlinDer amerikanische Traum, Wirtschaftswoche 14.6.15
[...] „Ich bin überzeugt, dass in 100 Jahren Leute Filme anschauen werden, in denen junge Schauspieler in schicke Autos aus Deutschland steigen“, ruft Schmidt, „und dann werden sie kichern und sagen, das ist unheimlich lustig, dass sie da den Schauspieler so ein Auto fahren lassen, das muss doch irgendwie besser gehen.“Will man solche Sätze hier hören? Einige Zuhörer lachen, aber es klingt eher erschrocken. Die Autoindustrie ist immer noch die deutsche Vorzeigeindustrie, jedoch ist sie auch mit am stärksten durch das Internet bedroht. [...] 

Donnerstag, 11. Juni 2015

Wichtige Themen: Cyberwar, NGOs u.a.

Der stille Krieg, ZEIT Nr.24, S.13ff (Cyberwar)

Angriffe auf Agenten der Freiheit, Nr.24, S.3 (NGOs) - staatliche Beschränkungen für NGOs

Flüchtlinge


Dienstag, 9. Juni 2015

Schulz sagt TTIP-Abstimmung im EU-Parlament ab

Schulz sagt TTIP-Abstimmung im EU-Parlament ab ZEIT online 9.6.15
"Ein Votum des EU-Parlaments über das Freihandelsabkommen wird nicht wie geplant stattfinden. Kritiker werfen Parlamentspräsident Martin Schulz Manipulation vor."

Mehr zu TTIP bei Fontanefans Schnipsel und bei Fontanefan

Links zu Murmelstein, MacGregor und "Sackgassen der Toleranz"

In der Hölle, ZEIT Nr.19 2015

Drei Freunde sollt ihr seinZEIT Nr.19 2015


Neil MacGregor als Intendant des Humboldtforums stellt sich vor.

"Sind Mohammed-Karikaturen imperialistisch? Warum zweihundert Schriftsteller in New York gegen die posthume Ehrung der ermordeten Mitarbeiter von "Charlie Hebdo" protestierten."  

Montag, 8. Juni 2015

Rau kanzelt Professor ab, Merkel und Obama spielen Bayerns Tourismus-Botschafter

Rau kanzelt Professor Rosa ab, Kritikern des Regierungskurses Argumente zu liefern, sei "eines Professors nicht angemessen". Das grausame Deutsch hat ihm hoffentlich ein Journalist in den Mund gelegt, das verquere Verständnis von Demokratie hat Rau wohl erst als Bundespräsident gelernt. Oder war er heimlich ein überzeugter Mitläufer der SED?

Merkel lobt die bayrische Landschaft, Obama Bier, Weißwürste und Lederhosen. Irgendwofür müssen die 200 Mill. € Kosten des Gipfels doch gut sein.

Es gäbe so viel zu kommentieren zu G7-Gipfel und Kirchentag. Hoffentlich komme ich wenigstens noch dazu, das eine oder andere zu verlinken.

G7-Gipfel (Video)  G7-Gipfel (Spiegel online)

Kirchentagsseite      meine Auswahl vom Kirchentag 

Zu Gauck insbesondere:  Rosa und Gauck im Streitgespräch, taz.de, 4.6. 
Der gesamte Artikel lobt Gauck in hohen Tönen. So, wenn er berichtet, Gauck habe Rosa entgegnet: "Überhaupt störe ihn der Klang der Impulse Rosas – dieser pessimistische Ton, diese antipolitische Haltung, die nie etwas zum Gelingen bringen will, sondern nur Recht zu haben beansprucht. " und der den Bericht zusammenfasst:
"Am Ende musste man zweimal hingucken: Wer von beiden war eigentlich der Jüngere, Erfrischendere, Kraftvollere? Rosa, der sich trotz seiner 49 Jahre wie ein Alter anhörte, der eine bittere Bilanz der politischen Lage zog? Oder Gauck, 75 Jahre, der sich streckenweise anhörte wie ein gelassen gewordener Aufmüpfiger, der dem Werden einer besseren Welt immer noch mit einem „Da mache ich mit!“ begegnet [...] Streitlustiger war ein Bundespräsident auf Kirchentagen nie."


Für mich ist freilich kritisch nicht gleich pessimistisch. Sonst wären die Kritiker des realexistierenden Sozialismus in der DDR Pessimisten gewesen. Offenbar ist Gauck inzwischen äußerst etabliert. Verantwortung will er als Politiker nicht übernehmen. Das solle jeder für sich und sein Leben tun, aber keine Forderungen an die Politik stellen.

Sonntag, 7. Juni 2015

Protestcamp bei Elmau

G-7-CAMP-ORGANISATOR: "Von uns geht keine Gewalt aus" ZEIT online 6.6.15

"Der Organisator des Protestcamps in Elmau spricht über die geplanten Demos und angeblich gewaltbereite Aktivisten."

Samstag, 6. Juni 2015

Wer TTIP sät, wird Genmais ernten.

Campact berichtet über die Anti-TTIP-Demonstration in München:
[...] Mehr als 40.000 kamen gestern zur größten Münchner Demo seit Jahrzehnten zusammen. Wir sind immer noch sehr bewegt und super glücklich.Gemeinsam verhagelten wir Angela Merkel den Auftakt ihrer großen G7-Show, mit der sie am Wochenende im Schloss Elmau ihr Lieblingsprojekt TTIP wieder fit machen will. [...]Bunt, kraftvoll und friedlich zogen wir bei strahlend blauem Himmel, aber auch ziemlich hohen Temperaturen durch Münchens Straßen. Ganz vorne mit dabei war unser grünes Monsanto-Monster, eine übergroße Pestizid-Sprühflasche. Um den Weg für Genmais-Kolben frei zu machen, spritzte sie Bienen, Hasen und Schmetterlinge gnadenlos nieder. Das Motto: Wer TTIP sät, wird Genmais ernten. Herzlichen Dank an alle, die vor Ort dabei waren oder mit ihrer Spende diese kraftvolle Demonstration erst möglich gemacht haben! [...]
Hallesche Stoerung berichtet: 
[...] Trotz extre­mer Poli­zei­prä­senz war die Stim­mung sehr aus­ge­las­sen, krea­tiv und ergrei­fend. 40.000 – die Poli­zei sprach von 35.000 Men­schen – kamen bei strah­len­dem Son­nen­schein zum Karls­platz oder auch Sta­chus, wie ihn die Münch­ner lie­be­voll nen­nen. Nach­dem u.a. Anton Hof­rei­ter von den Grü­nen und Klaus Ernst von den Lin­ken sich auf der Bühne den Fra­gen des Mode­ra­tors stell­ten, heiz­ten Rai­ner von Vie­len und Band die Mas­sen mit „Empört euch, denn diese Welt sie gehört euch“ mäch­tig ein. Dann setzte sich der Demons­tra­ti­ons­zug lang­sam in Rich­tung Isar­tor in Bewegung.
Pro­test aus der Mitte der GesellschaftUnd da läuft eben der Mit­tel­ständ­ler oder Hand­wer­ker aus dem bür­ger­li­chen Lager neben dem Attac- Akti­vis­ten, auf­ge­brach­ten Bau­ern von der Arbeits­ge­mein­schaft Bäu­er­li­che Land­wirt­schaft, dem Men­schen­recht­ler, Imker, Rent­ner, Leh­rer, der grü­nen und der evan­ge­li­schen Jugend und vie­len ande­ren. Der Pro­test ist sozu­sa­gen in der Mitte ange­kom­men. Sie alle eint die Empö­rung und Angst vor einer men­schen­feind­li­chen, neo­li­be­ra­len Poli­tik, die von weni­gen Groß­kon­zer­nen bestimmt wird und die am Ende – wenn nicht schnell gegen­ge­steu­ert wird – unsere Lebens­grund­lage, die ganze Erde zerstört. [...]

Wo sollte ausgestellt werden?

Diesen Blogbeitrag habe ich zuerst am 22.5.15 in dem Blog "Nachbarschaft" veröffentlicht. Anlässlich einer Erweiterung veröffentliche ich ihn auch hier.

KOLONIALISMUS:Wem gehören die Masken?  ZEIT online, 6.6.15
"Das Ethnologische Museum in Berlin, eines der kostbarsten seiner Art, verdankt seinen Bestand in weiten Teilen der kolonialen Gier. Nun soll die Sammlung ins neu erbaute Stadtschloss umziehen. Viele sind darüber alarmiert, und die Frage nach altem Unrecht stellt sich neu. [...]"
Mehr dazu im "Humboldt-Forum", einem Magazin der Stiftung Preußischer Kulturbesitz:

Dort  berichten die italienische Ethnologin Paola Ivanov und der US-Amerikaner Jonathan Fine in einem Interview  (S.22-24) darüber, wie sie die Ausstellung zu Afrika, wie sie ab 2019 im Humboldt Forum zu sehen sein wird, planen. (PI = Paola Ivanov; JF = Jonathan Fine) 

Paola Ivanov: Wir erzählen gleich die richtige Ge­schichte! Europa ist einfach nebensächlich. Wir blicken von Afrika aus. Ein Beispiel dieser Verflechtungen ist der In­dische Ozean als frühe globalisierte Weltdie auch die Küste Ostafrikas einschloss. Die Anrainer des Indischen Ozeans bilde­ten schon ab etwa 900/1000 n. Chr. ein Austauschnetzwerk von Ideen, Menschen und Gütern. Da verfolge ich dezidiert ei­nen südlichen Blick. Die Europäer sind die Eindringlinge, die Fremden. Der Han­del erfolgte weitgehend friedlich - und dann kamen die Portugiesen mit Waffen.

Haben Sie für diesen südlichen Blick auch mit anderen Kuratoren zusam­mengearbeitet?
pl Was den Indischen Ozean angeht, hat sich die Forschung ab den 1980er-Jahren entwickelt. Und das war nie eine eurozentrische Forschung. Einer ihrer Begrün­der, AbdulSheriff, mit dem ich mich viel ausgetauscht habe, kommt zum Beispiel aus Sansibar.

Sie stellen auch den prächtigen Perlen­thron des Herrschers von Bamum aus. Was kann man von diesem Objekt über das Verhältnis zu den deutschen Kolonialbesatzern erfahren? 
Jonathan Fine: Der Thron wurde von dem Vater des Bamum-Königs Njoya hergestellt, um Macht und Reichtum des Königreichs zu zeigen. Als die Deutschen dann kamen... 
... die Kamerun von 1884 bis 1918 be­setzt haben ...
JF... wurden sie von den Bamum-Leuten als Bedrohung wahrgenommen. Die Deutschen wollten den Thron haben. Der König hat verhandelt, und dann hat er ihn den Deutschen tatsächlich geschenkt. Aber so ein Geschenk ist nie etwas, was man nur aus reiner Freude macht... 
pl... sondern eine Gabe, die verpflichtet. Sagt Marcel Mauss.
JF Dieser Thron ist eine Gabe in diesem Sinne gewesen. Der König wollte eine politische Allianz mit Deutschland ein­gehen. Er wollte sich vielleicht dem Deut­schen Reich wie einem Fürstenbund an­schließen. Aber die Deutschen haben die Verpflichtung nicht verstanden - oder sie nicht verstehen wollen.
Sie haben Njoya ein empfindliches Musikinstrument* geschenkt, das schnell kaputtgegangen ist. Der König war tief enttäuscht. 
pl Da sieht man die Arroganz der Europä­er! Gaben tauscht man auf gleicher Ebene aus. Kaiser Wilhelm II. hat den Regenten von Bamum aber nicht als gleichberech­tigt anerkannt. Das war ja ein Novum, dass völlig verrückte Europäer kamen und sagten: Alles gehört uns, das Land, die Wälder, die Ressourcen - alles.
Wie gehen Sie generell mit dem Thema Kolonialismus um? Mit dem Maji-Maji-Krieg, bei dem sich eine breite Allianz in Deutsch-Ostafrika gegen die repressive Besatzung erhob? Oder mit dem Kolonialkrieg zwischen den deutschen Truppen und den Völkern der Herero und Nama in Deutsch-Südwestafrika, der als Massenmord endete?
pl Ein Schwerpunkt ist die gläserne Stu­diensammlung, in der die Sammlungs­geschichte thematisiert wird. Wir haben in der Afrika-Sammlung des Museums etwa 75.000 Objekte. Zwei Drittel davon kamen während der Kolonialzeit, nicht nur aus den deutschen Kolonien übrigens. Wir zeigen, wie die Sammlung im Zuge der Kolonialeroberung entstanden ist. Andererseits zeigen wir auch, was alles nicht gesammelt wurde: Europäische Kleidung oder aus Indien importierte Stoffe zum Beispiel, die in Afrika schon lange und verstärkt im 19. Jahrhundert verwendet wurden. Stattdessen haben die
Sammler nach Baststoffen gesucht, weil die angeblich traditioneller waren. Nur hat damals niemand mehr Bast getragen! Es wurde also nicht die Wirklichkeit Af­rikas gesammelt, sondern nur eine 
eu­ropäische Vorstellung von Afrika. Aber natürlich zeigen wir auch die militärische Gewalt und die brutale Unterdrückung.
JFDer Kolonialismus wird in jedem Mo­dul thematisiert. Wir wollen nichts ver­tuschen oder verharmlosen. 
Pl Benin zum Beispiel: Alle sehr schönen, sehr wertvollen Bronzen kamen im Zuge der Zerstörung der Hauptstadt Benins durch die britischen Truppen nach Euro­pa. Wie die Bronzen dann in Berlin gelan­det sind - das wird in der von Peter Junge kuratierten Ausstellung auch erzählt.
Fordert der König von Benin nun diese Bronzereliefs zurück? 
pI Es gab 2007/8 eine große internationa­le Ausstellung zu Benin, und im Katalog dazu hatte der König von Benin in einem Beitrag geschrieben, dass er einige Ob­jekte gern zurückhaben würde. Aber es gab keine offizielle Rückforderung. Auch der nigerianische Staat hat keine gestellt.
Der juristische Aspekt ist das eine: Wurde etwas rechtmäßig erworben, wurde es gestohlen? Aber daneben existiert eine große moralische Grau­zone: Waren die Besatzungsumstände, unter denen das Objekt erworben wurde, vielleicht so, dass sie zu einer Rückgabe verpflichten?
JF Wir recherchieren in all diesen Fällen die Umstände, und die Perspektiven der beteiligten Personen und Institutionen fließen in die Entscheidung mit ein. 
Ich möchte den Blick noch einmal auf die Kritik am Humboldt-Forum richten: Objekte, die größtenteils während der Kolonialzeit nach Berlin gelangten und nun in einem 
wiederauf­gebauten Schloss präsentiert werden - das halten einige für eine neokolo­niale Geste. Diese Kritiker sehen das Humboldt-Forum quasi als eine Art Superzeichen der Restauration. Kön­nen Sie dieses Urteil nachvollziehen? 
JF Eine solche Einschätzung beruht mei­ner Meinung nach auf einem Missver­ständnis. Es gibt tatsächlich Museen, die Objekte aus der Kolonialzeit un­kritisch präsentieren, sodass sich auf gewisse Weise der kolonialistische Blick bis heute fortsetzt - genau das wollen und werden wir nicht tun. Und zu sa­gen, alles soll geräumt und zurückge­geben werden, ist auch keine Lösung. Denn das hieße, die Geschichte wegzu­wischen. Für mich wäre dieses Wegwi­schen eine sehr gefährliche Geste. Wir wollen stattdessen die Chance für eine kritische und auch selbstkritische Aus­stellung nutzen.
Pl Uns ist wichtig, dass die Sammlungen in die Stadtmitte kommen, wo sie eine breitere Rezeption erfahren können, die ihrem sehr, sehr hohen Wert entspricht. Was die Provenienz angeht: Wir 
erfor­schen die Herkunft aller Objekte, die im Humboldt-Forum ausgestellt werden. Das ist manchmal sehr schwierig, aber es wird nichts verschleiert. Wir wollen einen Perspektivenwechsel betreiben, weg von der eurozentrischen Perspek­tive. Nun, falls einige das Schloss noch mit der alten Vorstellung vom Westen und den „anderen", von the west and the rest verbinden, dann dekonstruieren wir diese Vorstellung. Wir hoffen, dieses Bild auflösen zu können, um stattdessen die Vorstellung von einer einzigen Welt wiederherzustellen. Denn das ist, worum es uns geht."

*Die Wikipedia spricht von einer Kürassieruniform.

(Links und Hervorhebungen in den Antworten stammen von Walter Böhme)

Leitfaden zur Beurteilung von Texten

Leitfaden zur Beurteilung von Texten

"Mutwill'ge Sommervögel"

Faust und Gretchen (Faust. Der Tragödie erster Teil, Garten)
MARTHE.
Ich bät' Euch, länger hier zu bleiben,
Allein es ist ein gar zu böser Ort.
Es ist, als hätte niemand nichts zu treiben
Und nichts zu schaffen,
Als auf des Nachbarn Schritt und Tritt zu gaffen,
Und man kommt ins Gered', wie man sich immer stellt.
Und unser Pärchen?
MEPHISTOPHELES.
Ist den Gang dort aufgeflogen.
Mutwill'ge Sommervögel!
MARTHE.
Er scheint ihr gewogen.
MEPHISTOPHELES.
Und sie ihm auch. Das ist der Lauf der Welt.

»Lieschen, keinen Korb – bitte!« ruft Gustav, ein Paar wundersame Handschuh anziehend und eine Rosenknospe ins Knopfloch steckend.
»Nun, Vetter – wenn's denn nicht anders sein kann – so komm schnell, die Musik fängt schon an.«
»Höre, Peter van Laar«, sagt Gustav schon im Rennen zu einem wohlbeleibten Kunstjünger, »wenn du mich wieder auf den Fuß trittst wie neulich, stecke ich dich morgen mit der Nase in dein Terpentinfaß! Komm, Lieschen!« –
Prr – davon sind sie: »Mutwill'ge Sommervögel

Peter Miniböck, Romancier und Lyriker stellt sein neuestes Buch „Mutwillige Sommervögel“ vor. Es handelt sich dabei um eine Trilogie. Drei Erzählungen stellen Paarbeziehungen vor. Doch es handelt sich nicht um gewöhnliche Paare. So ist die namensgebende dritte Erzählung eine Paraphrase auf Goethes Faust und Gretchen. Die zweite Erzählung führt die Leser*innen zur Frage, ob das beschriebene Paar überhaupt existiert und die erste Erzählung dreht um die Sehnsucht der Weite und die Unmöglichkeit Alltag zu bewältigen.

Freitag, 5. Juni 2015

Wulff über Wulff

Wulff beim Kirchentag, SPON 5.6.15

Fonty über Wulff, 24.8.2011 bis 7.3.2013

Ruf nach Führung

Ruf nach Führung, ZEIT 7.5.2015


"Herfried Münkler wünscht sich Deutschland als neuen, freundlichen Hegemon Europas."

Kleines Messer, viele Namen

Wörtersammlung bei ZEIT der Leser

Netzdebatte Schuldenbremse

http://www.bpb.de/dialog/netzdebatte/206917/schuldenbremse

Der Westen gebraucht Putin als Feindbild, deshalb ...

Putin braucht den Westen nur als Feindbild,  5. Juni 2015 in ZEIT online von Johannes Voswinkel

Wer im Glashaus sitzt, soll nicht mit Steinen werfen.
Internationale Kooperation ist gefordert. "Der" Westen gibt Putin keine Gelegenheit, sie zu verweigern und setzt sich damit ins Unrecht.

Putin gehört nicht dazu, ZEIT online 5.6.15
G7-Gipfel: SPD-Vize Stegner kritisiert Ausschluss Russlands, Spiegel online 5.6.15
G7-Gipfel ohne Putin: Ein mächtiger Fehler, Spiegel online 2.6.15
Vor Gipfel in Elmau: Merkel nennt Russlands Rückkehr in die G8 "zurzeit nicht vorstellbar", Spiegel online 5.6.15

Donnerstag, 4. Juni 2015

TISA - Ein Abkommen gegen Open Source

TISA -  Ein Abkommen gegen Open Source, ZEIT online 4.6.15
"[...] In Artikel 6 des Entwurfs heißt es übersetzt: "Kein Unterzeichner darf den Transfer von oder den Zugang zu Quellcode von Software eines Unternehmens aus dem Land eines anderen Unterzeichners zur Bedingung für Dienstleistungen im Zusammenhang mit dieser Software machen."In anderen Worten: Kein Land, das sich den Tisa-Regeln unterwirft, dürfte dann noch internationale Ausschreibungen vornehmen, in denen Freie oderOpen-Source-Software eine Voraussetzung ist. Zwei Einschränkungen sind nach derzeitigem Stand allerdings vorgesehen: Die Regelung soll nur für Software für den Massenmarkt gelten (der nicht definiert wird) und gar nicht für Software, die für kritische Infrastrukturen verwendet wird."
Leaked TISA Documents Reveal Privacy Threat, 6.4.15