Sonntag, 27. März 2016

Wie wichtig ist es, zu glauben, dass man etwas weiß, auch wenn das nicht korrekt ist?

Die Vorstellung, nichts zu wissen, kann äußerst irritierend sein.
Es macht einen Unterschied, ob man nur nach außen hin behauptet, von nichts wirklich überzeugt zu sein, und sich dabei in der normalen Lebensumwelt völlig sicher fühlt oder ob man zwischen Träumen, Halluzinationen und der Realität nicht unterscheiden kann oder ob man aufgrund von Gedächtnisverlust ganz seine eigene Identität verliert. 
Natürlich braucht man auch dann nicht alles zu glauben. Aber wenn man sich bei nichts mehr sicher fühlt, ist es fürchterlich.
Ein Bekannter von mir verlor kurzfristig sein Gedächtnis und musste sich von seinem Sohn tagelang erklären lassen, wer er war, wer zu seiner Familie gehörte, mit welchen wissenschaftlichen Themen er sich seit Jahrzehnten befasste etc.. 
Danach konnte er wieder normal weiterleben, freilich, die Erfahrung des zwischenzeitlichen Gedächtnisverlustes blieb ihm und verunsicherte ihn auch danach.
Jetzt noch eine heitere Geschichte zu Wissen und Glauben:
Mein Sohn entdeckte als Kind einen Wissenstest in einer alten Zeitschrift aus der Zeit vor seiner Geburt. Als es an die Auswertung der Antworten ging, wurde ihm mitgeteilt: Leider ist fast die Hälfte deiner Antworten falsch. Man darf sich eben nicht auf sein Schulwissen verlassen, was man sich vor Jahrzehnten angeeignet hat. 
Er wusste schon so viel, dass er recht vieles korrekt beantworten konnte. Und die Zeitschrift war noch nicht so überholt, dass nicht das meiste, was damals als richtig galt, auch zum Zeitpunkt, als mein Sohn die Fragen beantwortete, noch korrekt war. 
Andererseits hat er mir, als er 8 Jahre alt war, anhand eines aktuellen Schulbuchs der 9. Klasse erklärt, dass meine Kenntnisse über chemische Bindungen aufgrund eines neuen Atommodells inzwischen überholt waren. 
Gerade in den Naturwissenschaften sind wissenschaftliche Ergebnisse nicht selten nach wenigen Jahren oder sogar schon nach Monaten überholt. Da glaubt mancher Fachwissenschaftler noch, etwas zu wissen, was inzwischen schon nicht mehr Forschungsstand ist, nur weil er die neusten Aufsätze eines Teilgebiets nicht gelesen hat.
Andererseits wird manchmal erst nach Jahrzehnten entdeckt, dass Wissenschaftler Versuchsreihen gefälscht haben, um ein Ergebnis zu bekommen, weil die Versuchsergebnisse selbst leider zu keiner neuen Erkenntnis geführt hatten.

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