Dienstag, 31. Mai 2016

Stamm: Agnes

Peter Stamm
"Kennzeichnend ist seine distanzierte Erzählweise und sein einfacher Stil, der aus kurzen Hauptsätzen besteht und beinahe vollständig ohne schmückende Adjektive, Metaphern oder Vergleiche auskommt. Stamm beschreibt selbst, dass sein Stil stark auf einer wiederholten Reduktion des Geschriebenen basiert. Je mehr die Sprache in den Hintergrund trete, umso realer würden die gezeichneten Bilder.
Stamm schreibt nach eigenen Worten „über Menschen und über Beziehungen zwischen Menschen“. Wiederkehrende Themen seien die mannigfaltigen Möglichkeiten von Liebesbeziehungen, die Unmöglichkeit der Liebe, Distanz und Nähe sowie das Verhältnis von Bild und Wirklichkeit. Dabei stehe in seinem Werk nicht der Inhalt im Mittelpunkt, sondern die Art, wie etwas erzählt werde. Deswegen wähle er keine originellen Inhalte, die von der Qualität des Textes ablenkten." (Wikipedia)

Roman
"Mit den Sätzen „Agnes ist tot. Eine Geschichte hat sie getötet.“ beginnt der Roman. E behauptet also, dass A tot sei und dass für ihren Tod eine (metadiegetische) Geschichte verantwortlich sei, deren Handlung vor neun Monaten in der öffentlichen Bibliothek von Chicago einsetzt, wo er A kennenlernt. E blickt in der Erzählergegenwart derintradiegetischen Geschichte aus dem Fenster in die winterliche Nacht von Chicago. Dann sieht er sich ein Video an, das im Oktober bei einem gemeinsamen Ausflug am Columbus Day in einem Nationalpark von A gedreht worden ist. Er merkt an, dass A den Videoverkäufer im Haus nicht leiden konnte und sich an E klammerte." (Wikipedia)

Film
"Wer sich an die Verfilmung eines Stamm-Romans macht, weiß, was er tut und welchen Gefahren er sich aussetzt: Es gibt durchaus ein Pathos des Schweigens und ein Dröhnen der unausgesprochenen Bedeutungsschwere. Regisseur Johannes Schmid hat alles getan, um solche Augenblicke zu vermeiden, ganz frei von Raunen ist sein Werk dann aber doch nicht. Aber meistens. Und das ist schon viel. Das ist vor allem das Verdienst von Odine John. Sie ist Agnes. Sie ist blass, sie ist schön, manchmal scheint sie zu schweben, manchmal (das sind die peinsamen Augenblicke) starrt sie gedankenschwer vor sich hin und will uns damit irgendwas sagen, manchmal kann sie wütend werden. " (ZEIT online 31.5.16)

Rezensionen
"Seine Sprache ist eher schlicht, gradlinig und solid.
Das wirkliche Talent dieses Debütanten verrät sich anderswo: in der strengen Tektonik seines Romans. Da spielt er seine erzählerischen Kunstgriffe aus, die er souverän beherrscht, führt virtuos vor, was so viele andere Autoren vermissen lassen: den durchdachten Aufbau eines Romankörpers. Den Willen zur Form. Das ist es, was einen an diesem Roman hängen lässt, noch lange, nachdem man ihn fertig gelesen hat. Peter Stamm baut doppelte Böden ein, öffnet, wo man es am wenigsten erwartet, geheime Tapetentüren,..."

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