Dienstag, 9. Januar 2018

Theodor Körners Leben

  "Die bisherigen Biographen Körner's waren – mit Ausnahme des Vaters – darauf angewiesen, aus fremden Quellen ihre Nachrichten und Schilderungen zu schöpfen; ich darf es als einen Vorzug geltend machen, daß die Quelle, aus der ich schöpfe, meine eigenen Erlebnisse sind. Die von dem Vater geschriebene Biographie ist nur genügend für die Jahre der Kindheit, des Knabenalters und der ersten Jugend bis dahin, wo er siebenzehn Jahre alt das älterliche Haus verließ und die Bergakademie in Freiberg bezog. – An einen Vater von so anspruchslosem, edlem Charakter wie Körner dürfen wir nicht den Anspruch machen, daß er die Vorzüge und trefflichen Eigenschaften des Sohnes nach ihrem vollen Werthe hervorhebe, da er sich hierdurch den Vorwurf eitler Vorliebe zuzuziehen fürchten würde; ebensowenig aber ist ihm zuzumuthen, über die Fehler und Verirrungen des Sohnes ausführlichen Bericht zu erstatten. Der Briefwechsel Theodor's mit den Aeltern und Freunden liefert allerdings für die Biographie »ein schätzbares Material«; wer aber nicht »zwischen den Zeilen« zu lesen versteht, mit den Briefstellern und mit den in den Briefen erwähnten Personen nicht persönlich befreundet oder mindestens bekannt war, wird über Vieles nur unwahr oder ungenügend berichten können. Der Verfasser gegenwärtiger Biographie stand – mit wenigen Ausnahmen – zu allen in den Briefen erwähnten Personen in näherem Verhältniß, mit einigen in vertrauterem Umgange und freundschaftlichem Verkehr. Aus einem früher veröffentlichten Aufsatze: »Meine Begegnungen mit Theodor Körner« möge Nachstehendes hier eine schickliche Stelle finden. Meine erste Bekanntschaft mit Theodor Körner machte ich in Freiberg im August 1808, wohin ich als Primaner des Gymnasiums zu Altenburg einer Einladung meines früheren Schul-Pensionskameraden, des Bergstudenten Eduard v. Gottschalk, gefolgt war. Noch bewahre ich ein Stammbuchblatt, auf welchem Theodor in Bergmannstracht, sich mit der Guitarre begleitend, abgebildet ist, und die Freunde daneben mit Gläserklang in den Rundreim einstimmend. Mit Aufträgen und Empfehlungen an seine Aeltern ging ich nach Dresden und wurde freundlich auf dem Weinberge in Loschwitz aufgenommen. – Die Universität Leipzig feierte 1810 im Spätherbste ihr vierhundertjähriges Jubiläum; ich befand mich als Jenaischer Student bei der Deputation, welche die Universität zur Beglückwünschung abgeordnet hatte. Ich wohnte wieder bei meinem Freunde Gottschalk, welcher zugleich mit Körner die Freiberger Akademie verlassen hatte und in Leipzig Cameralia studirte, was wegen einer Anstellung in der Bergbauverwaltung erforderlich war. Mein erster Gang war zu Theodor, von dem ich mit herzlicher Brüderlichkeit – wir hatten schon m Freiberg » smollis« getrunken, – empfangen wurde. Durch eine Recension in der Jenaer Literaturzeitung war ich auf die von ihm unter dem Titel » Knospen« erschienene Gedichtsammlung aufmerksam gemacht worden und fand mich dadurch veranlaßt, ihm einige meiner Gedichte mitzutheilen.[...] 
In der Nachbarschaft von Gernrode, in einem hochgelegenen Wirthshause auf dem Stuben- oder Stufenberge, zeigte man vor Jahren einen von Körner in eine Fensterscheibe mit einem Diamant eingekritzelten Vers. Dort wurde erzählt: Körner sei in der Walpurgisnacht 1813 als schwarzer Jäger auf dem Blocksberge gewesen und habe in einem verfallenen Kloster nahe bei der Teufelskanzel einen daselbst verborgenen Schatz gehoben, worauf er sich, als Freiberger Bergstudent und mit einer Wünschelruthe versehen, ganz ausbündig verstanden habe. Eine Tonne Goldes mindestens sei die Ausbeute gewesen, und mit diesem Gelde habe dann Lützow eine Schwadron schwarzer Husaren, »lauter stich-, hieb- und kugelfeste Mordkerle«, angeworben und ausgerüstet. – Diese romantisch schauerliche Sage ist – wir sagen: leider! – durch die historischen Forschungen unseres gelehrten Freundes H. Pröhle also aufgeklärt worden: »Auf einem Streifzuge der Lützower durch den Harz kam Theodor Körner nach Halberstadt; hier begab er sich in die am Domplatz gelegene Wohnung des Kreissekretairs Klewitz. Er war sehr galant gegen die Damen und forderte den Herrn des Hauses auf, ihn nach seinem Keller zu begleiten. Dieser hatte dort eine ihm anvertraute westphälische Kasse vergraben. Ein patriotischer Kassenbeamter, der nachmalige preußische Steuerrath Stävie, hatte dies verrathen. Körner – ein studirter Bergmann – erkannte sofort die Stelle in der Mitte des Kellers und ließ von einigen mitgebrachten schwarzen Jägern den vergrabenen Schatz, eine Kiste mit mehreren hundert Thalern, heben.« "

Die Beziehungen der Eltern Körner zu Schiller, Goethe, Kleist, Novalis u.a.

"Das Körner'sche Haus in Dresden und die Gesellschaft, welche sich hier versammelte, haben in der Geschichte der deutschen Literatur eine wohlverdiente Berühmtheit erlangt. Wir besitzen von einem eingebornen Dresdener Schriftsteller, dem Erzähler seiner Zeit vielgelesener launiger Dichtungen, Friedrich Laun, eine getreue Schilderung der gesellschaftlichen Zustände in Dresden und insbesondere im Körner'schen Hause, in welchem er von dem Beginn des Jahres 1800 bis 1814 als willkommener Gast an den bestimmten Gesellschaftsabenden wohl empfangen war; er berichtet: »Mancher andern Stadt gegenüber lastete damals im Allgemeinen auf Dresden noch eine Art ägyptischer Finsterniß. [...] 
Das Körner'sche Haus gehörte in Kurzem nicht nur zu den wenigen ehrenvollen Ausnahmen, in denen weder Adel noch Orden noch irgend eine blos äußerliche Auszeichnung, vielmehr nur wahrhafte Bildung und Intelligenz Zutritt erhielten, sondern es durfte sich sogar rühmen, hierzu den Ton angegeben zu haben. In ihm regulirte sich ein recht mannigfaches, glückliches Gesellschaftsverhältniß gleichsam von selbst. 
Wen auch weder die geistige Liebenswürdigkeit seiner drei Begründer noch der Reiz angezogen hätte, den Sänger des hohen Liedes »an die Freude«, den Dichter des Don Carlos von Angesicht zu erschauen, den fesselte doch, nachdem dieser längst in Weimar des fortdauernden Verkehrs mit Goethe sich erfreute, die ganze Einrichtung des gastfreundlichen Hauses und dessen völliges Abweichen von den meisten übrigen Häusern durch anständige Zwanglosigkeit und eine Einfachheit, eben so weit entfernt von Prunk und Hoffart als von unzureichender Bequemlichkeit. Fremde und Einheimische fanden ihre Rechnung in seinen behaglichen Räumen und bei der Frugalität seiner Tafel und seines Büffets, zumal da in der Regel, vermöge der dortigen freien Bewegung der Rede, der mannigfachste Gesprächsstoff sich recht heiter und anmuthsvoll zu gestalten pflegte. Wissen und Kunst, denen in diesem Hause ein Freihafen offen stand, mußten zwar beim Eintritt ihre pedantischen Formen zurücklassen, fühlten sich aber dann auch um so wohler in der lieben, trauten Umgebung. Gemeiniglich übernahmen die drei häuslichen Autoritäten die Leitung der allgemeinen Unterhaltung im Stillen, und ohne daß Jemand Solches inne wurde. Des ansehnlichen, würdevollen Hausherrn vielfache Präponderanz that hierin das Meiste und wußte stets eine imponirende Haltung zu behaupten. [...]
Nicht aber waren es die eingeborenen Dresdner, welche die Gesellschaft in dem Körner'schen Hause interessant machten, vornehmlich waren es ausgezeichnete Männer und Frauen aus Nord- und Süddeutschland, welche, wenn sie auch nur auf kurze Zeit in Dresden verweilten, durch auswärtige Freunde empfohlen, bei dem Freunde Schiller's die freundlichste Aufnahme und Gelegenheit fanden, ihre Talente und ihre Liebenswürdigkeit zur Geltung zu bringen. – Der Stern erster Größe am musikalischen Himmel, welcher all die anderen damals erbleichen machte, Mozart, brachte 1789 die Partitur seines Don Juan nach Dresden, und im Körner'schen Hause war es, wo der bescheidene Künstler die staunenden Zuhörer mit dieser, alles andere auf dem Gebiete der deutschen Oper Erschienene weit überstrahlenden Tondichtung bekannt machte. 
Goethe, welcher, wie erwähnt, als Leipziger Student die Mutter Theodor's als Kind im Hause des Vaters, bei dem er Unterricht in der Kupferstechkunst nahm, kennen lernte, kam später durch Schiller mit Körner in persönlichen und brieflichen Verkehr. Er legte auf Körner's Urtheil auf dem Gebiete der Literatur großen Werth, übersandte ihm die einzelnen Bände seiner Werke sofort nach ihrem Erscheinen und richtete seine Reisen nach den böhmischen Bädern geflissentlich mehrmals so ein, daß er in Dresden einige Tage verweilte. In einem Briefe aus Weimar vom 16. Nov. 1812 bezeigt Goethe dem Vater Körner Dank und Achtung. Er schreibt ihm: »Für Ihren freundlichen Zuruf, durch welchen Sie mir Ihre Theilnahme an meinem zweiten Bande (von Wahrheit und Dichtung) versichern, sei Ihnen herzlicher Dank gesagt. Da ich sehr gern gestehe, es auch aus meinen Konfessionen erhellen wird, daß ich alle meine früheren Arbeiten um mein selbst willen und für mich selbst unternommen, weshalb ich denn auch wegen mancher wol zwölf und mehr Jahre geruhig abwarten konnte, bis sie Eingang fanden und einige Wirkung thaten, so will ich doch gern bekennen, daß es mit diesem letzten Werke sich anders verhält. Ich wünschte, daß meine Landsleute, besonders aber meine Freunde, die in höheren und mittleren Jahren sich befinden, ihre Freude daran haben und sich mit mir einer nicht längst vergangenen schönen Zeit fröhlich erinnern mögen ... Auch wir, mein Bester, haben gute Zeiten zusammen verlebt, und ich habe höchst Ursache, jener Epoche mit Liebe und Treue zu gedenken; wenn ich nur dazu gelange sie darzustellen. [Hervorhebungen von Fontanefan]
»Ich danke Ihnen, daß Sie auch dieser Arbeit das Zeugniß eines musikalischen und poetischen Effekts geben; doch wer könnte den mehr fühlen als Sie? Auch erwarten Sie mit Recht, daß sich sowol die Darstellung als Reflexion steigere, ja, ich muß mich in Acht nehmen, daß ich nicht zu früh fortgerissen werde .. Erhalten Sie mir, meinen älteren und neuesten Produktionen in Ihrem Kreise ein freundliches Andenken.« – Welch ein lebhaftes Interesse Goethe an den Dichtungen Theodors für die Bühne nahm, werden wir später zu erwähnen haben. [...]
Ein dritter deutscher Dichter von hoher Bedeutung, welcher, als Theodor noch ein Knabe war, im Körner'schen Hause viel verkehrte, war Heinrich v. Kleist, der Dichter des Prinzen von Homburg, des zerbrochnen Kruges, des Käthchen von Heilbronn u. A. m. Die Veranlassung zu dem zuletzt genannten Trauerspiele gab ein Erlebniß des Dichters in Körner's Familie. [...]
Auch Novalis – v. Hardenberg war sein wirklicher Name – versäumte nie, so oft er von seinem Wohnorte Weißenfels nach Dresden kam, Körner zu besuchen und in dem stilleren Kreise der Familie seine Gedichte vorzulesen, welche durch den Freundschaftsbund mit Friedrich Schlegel eine katholisirende Färbung erhalten hatten. Schlegel selbst war damals, wo er noch nicht dem Wienerischen Wohlleben verfallen war, mit der Körner'schen Familie nah befreundet, obschon diese, zumal der Vater, sehr entschieden protestantisch war. [...] Geweckt und in freiere Bahnen geleitet wurden die dichterischen Anlagen Theodor's vornehmlich dadurch, daß in dem häuslichen Familienkreise und ebenso in den Abendgesellschaften die dem Vater aus Jena und Weimar von Schiller und Goethe mitgetheilten Gedichte und Abhandlungen, öfter schon bevor sie im Druck erschienen, vorgelesen und besprochen wurden. [...]
»Theodor betrieb anfänglich das Praktische des Bergbaues mit großem Eifer, scheute keine Beschwerde und war ganz einheimisch in dem Eigenthümlichen des Bergmannslebens. Mit den lebhaftesten Farben schildert er es in seinen damaligen Gedichten, und der biedere und erfahrene Berggeschworene Wenzel, bei dem er wohnte, konnte ihm nie genug davon erzählen. Nach und nach trat eine weniger anziehende Wirklichkeit an die Stelle des Ideals, und der mächtigere Reiz der bergmännischen Hilfswissenschaften machte ihn dem Praktischen untreu.« Diese Bemerkung erhält durch nachstehenden, zu Anfang Februar's 1809 aus Freiberg an den Vater gerichteten Brief Bestätigung: Wenn Adolf Wolff, der fleißige Sammler und verdienstvolle Herausgeber der bei Mertens, Berlin 1858, erschienenen Werke Theodor Körner's, Bd. 4. S. 108, bedauert, daß die Anzahl der ihm zur Verfügung gestandenen Briefe aus der Periode von Theodor's Lehr- und Wanderjahren nur eine geringe sei, so ist der Verfasser gegenwärtiger Biographie im Stande, hier ergänzend einzutreten, indem er sich in dem Besitze der noch ungedruckten Briefe und Tagebücher Theodor's aus jener Zeit befindet. »Liebster Vater! Ich schrieb Dir jüngst von einem Plane; höre jetzt, was ich nach langer Prüfung beschloß, und gieb mir Deinen Rath. – Das Bergwesen will mich nicht so interessiren, als ich hoffte, ich hatte mir eine ganz andere Idee davon gemacht; hingegen fesselt mich die Naturwissenschaft unwiderstehlich. Die wenigen Blicke, die ich bis jetzt in den heiligen Tempel der Natur thun durfte, machen mich um so begieriger, je weniger ich bei meinem jetzigen Studium je erwarten darf, etwas darinnen zu thun; denn außer Oryktognosie und Geognosie erlaubt das weitläufige Studium des Bergwesens keinen Umgang mit den anderen Zweigen der Naturwissenschaft. Das Bergwesen erfordert, wenn man etwas darin leisten will, einen eisernen Fleiß im Praktischen und die Aufopferung aller anderen Nebenstudien. So angenehm es bei dem Erlernen ist, so widrig ist es mir aber auch geworden, wenn ich das Leben der Officianten sah. Die Unteren blos Rechnungsführer und Aufseher, die Oberen in einem beständigen Treiben und Sorgen, das ganze Gebäude des Bergwesens, das auf sehr schwachen Füßen in den jetzigen Zeiten steht, mühsam zu erhalten. Schon der leblose Theil der Naturwissenschaft, Oryktognosie, Geognosie etc. zieht mich lebhaft an; was muß sie nicht erst wirken, wenn sie lebend durch die Räume der organischen Welt hinschreitet? – Meine große Begeisterung für sie verdanke ich erst Schubert's Vorlesungen und dann noch mancher naturhistorischen Lektüre unter Faber's Anleitung. Wird bei ihr nicht auch die graue Theorie zum blühenden Lebensbaume? Kurz, lieber Vater, ich fühle, daß ich für die praktischen Geschäfte des Lebens nicht geeignet bin, und daß ich nicht den Muth habe, meiner Neigung entgegenzukämpfen. Mein Plan ist also, mich blos dem Studium der Naturwissenschaften zu weihn, in Freiberg nur noch ein Jahr zu bleiben und dann nach Tübingen [...]

Im October 1810 bezog Theodor die Universität Leipzig; der Eifer für die Naturwissenschaften fand hier keinen günstigen Boden, und die gelehrten Freunde, an welche der Vater ihn empfohlen hatte, bestimmten ihn, wegen der Aussicht auf eine künftige Anstellung im königlich sächsischen Staatsdienste fürs erste Halbjahr vornehmlich Cameralia zu studiren, als eine nothwendige Fortsetzung seiner in Freiberg gehörten Vorlesungen im Fache des Bergbaues. Die Collegien wurden belegt, bezahlt, anfänglich auch fleißig besucht, späterhin noch fleißiger »geschwänzt«. Verlockten unseren Freund auch nicht, wie weiland Goethen, »die warmen Kräpfel«, so gab es doch Frühstückskeller, wo man für vier gute Groschen von den Butterbemmchen mit »belegter Zunge« oder anderen »Umständen« nach Belieben zulangen durfte und dazu ein Becherglas Rothwein erhielt. Das damals verbreitete Gerücht: der König Jerome von Westphalen habe während seines Aufenthaltes in Leipzig täglich zwei Anker Rothwein zu stärkenden Bädern verbraucht, welcher Wein nachher an die Keller- und Gastwirthe billig verkauft worden sei, schreckte uns nicht ab, nach dem ersten Becher noch ein und das andere »Schnittchen« – so wurde ein halber Becher genannt – einschenken zu lassen. »Mit Eurem Brodstudium,« rief dann wol Theodor in dithyrambischer Aufregung, »will ich nichts zu schaffen haben!« Er befand sich mehr in seinem Elemente an der Commerstafel, wo er als Vorsänger präsidirte, wenn bei dem »Landesvater« die Hüte und Mützen mit dem Schläger durchbohrt wurden, als aus der Schulbank vor dem Katheder eines ihn langweilenden Professors. Eine damals bestehende Verbindung junger Männer zu literarischen, besonders schönwissenschaftlichen Unterhaltungen und Arbeiten, Makaria Ort der Seligen. genannt, glaubte an dem Dichter der »Knospen« eine vorzügliche Erwerbung gemacht zu haben. Eine Zeit lang nahm er auch fleißig Antheil an den Versammlungen; allein bald däuchten ihm diese »Schäfer an der Pleiße«, wie er sie nannte, zu philisterhaft, und er ließ sich in den Orden der Constantisten aufnehmen, deren Händel mit den Amicisten er als Vorfechter und guter Schläger zu mehreren Malen ausfocht. Körner's Erscheinen aus der Straße war das eines »Burschen von ächtem Schrot und Korn.« Eine schwarze Tuchmütze mit schwarz-roth-weißem Band und Troddeln, in der einen Hand die Tabakspfeife mit Quasten derselben Farben, in der andern einen armstarken Ziegenhainer, so schritt er am Arm eines Freundes auf dem breiten Stein einher und machte mit scharfem Elbogen sich »eine freie Gasse.« Er war von schlanker Gestalt, maß 5'8", behend in jeder Bewegung, im Gang wie beim Sprechen. »Körner's Aeußeres,« so schildert es der ihm befreundete Professor Amadeus Wendt, »war nicht gerade einnehmend. Ein schnell ausgewachsener, schmächtiger Körper, aber frisch und beweglich, langbeinige Statur, kleine Verhältnisse des sonst muntren Gesichts empfahlen ihn auf den ersten Blick nicht vorzüglich; aber ein dunkel glänzendes blaues Auge zog  [...]
Ein wunderliches Gemisch von Wildheit und Zärtlichkeit war damals in Körner's Charakter; wie oft sahn ihn die flotten Zechbrüder plötzlich aufspringen und davoneilen! Er war nicht zu halten und achtete nicht darauf, daß sie ihn »den Mondsüchtigen« nannten, der es vorziehe, mit der Laute unter Liebchens Fenster schmachtende Lieder zu singen, als in den Rundreim in Auerbach's Keller mit seines Basses Grundgewalt einzustimmen.  [...]
Außer den allgemeinen Vorzügen Wien's rechnete der Vater besonders auf das Haus des preußischen Ministers und Gesandten am Wiener Hofe, Wilhelm v. Humboldt, mit dem er seit mehreren Jahren in genauer Verbindung stand. Auch hatte er wegen freundschaftlicher Verhältnisse mit Friedrich Schlegel bei diesem verdienstvollen Gelehrten eine erwünschte Aufnahme für seinen Sohn zu hoffen. Der Vater hielt jetzt eine ernste Ermahnung nicht für überflüssig. »Bedenke,« schreibt er dem Sohne aus Dresden, den 13. September 1811, »daß seit Deiner Abreise von Freiberg durch ein Zusammentreffen von Umständen nunmehr über ein Jahr verflossen ist, in dem Du keinen bedeutenden Fortschritt in Deinen Studien gemacht hast, und daß wir Beide es vor Gott und unserm Gewissen nicht verantworten könnten, wenn noch ein halbes Jahr Deiner kostbaren Jugendzeit verschwendet werden würde.« [...]
Theodor war hiermit gern einverstanden; denn er wurde in Wien von Tag zu Tag heimischer, zumal es an verliebten Abenteuern nicht fehlte. »Jüngst passirte mir,« – schreibt er den Seinen den 25. October 1811, – »ein hübscher Spaß. Hört! Ich kam aus dem Prater und begegnete auf der rothen Thurmbrücke einem himmlischen Mädchen, das meiner ersten Liebe in Dresden frappant ähnelte. Wie gefesselt an ihre Schritte, folge ich ihr zurück in die Leopoldstadt. Sie ging mit mehreren Freundinnen ins Theater. Ich that das Nämliche. Die Logen neben der ihrigen waren schon voll; so mußte ich in das Parterre. Man gab Clara von Hoheneichen so niederträchtig, daß meine ästhetische Seele zu Eis gefroren wäre, hätte nicht das liebliche Mädchen immer auf mich niedergesehen und manchmal mir freundlich gewinkt. Ich war ganz entzückt. Als das Stück zu Ende war, nickte sie mir bedeutend; ich eilte, trunken von meinem schnellen Glück, vor das Theater und glaubte sie verstanden zu haben. Sie schwebte die Stiege herab, eilt auf mich zu – aber dicht neben mir vorbei auf ihren Bräutigam oder Liebsten, der schon das ganze Stück über hinter mir gestanden hatte, und begrüßte ihn mit einem herzlichen: Du hier? Ich wollte schwarz werden vor Aerger, faßte mich aber und ersäufte meine Wuth in einer Flasche Tokayer.« Niemals aber gewann der ausgelassene Humor so sehr die Ueberhand, daß er die tieferen Gefühle unterdrückt hätte. Der Schluß des Jahres regte zu ernsten Betrachtungen und Bekenntnissen an. »Soeben,« – schreibt er den 25. Dezember an den Vater, – »erhalte ich Deinen lieben, guten Brief. Lass mich Dir recht aus vollem Herzen danken für die herzlichen Worte der Liebe. Wir wissen und bewahren es treu, wie es unter uns steht. Du hast Dir aus dem Sohne einen Freund gemacht, und kindliche Liebe ist zu männlichem Vertrauen gereift ... Mein Brief trifft zu Neujahr ein, also herzliche Wünsche Euch und allen Freunden. Ich glaube, es wird ein bedeutendes Jahr werden; der Mensch wird fest stehen müssen, und vielleicht gilt's – wollen sehn! Lebt wohl!« Aufs Neue hatte der Vater die Wiederaufnahme des Studiums der Naturwissenschaften und der Geschichte empfohlen. Hierauf antwortete Theodor den 6. Januar 1812 ... »Uebrigens habe ich die Idee, diesen Winter das Wiener Theater und meine Muse zu dem Beginnen meiner dramatischen Laufbahn zu benutzen. Geradezu, ich überzeuge mich alle Tage mehr, daß eigentlich Poesie das sei, wozu mich Gott in die Welt geworfen. Ein Talent ist nicht das Eigenthum eines einzelnen Menschen; es wird das Eigenthum der Nation, und diese verlangt, daß man ihr Pfund wuchern lasse.« Theodor beschäftigte sich damals mit der Geschichte Conradin's, des letzten der Hohenstaufen, welcher 1268 zu Neapel enthauptet wurde, um diesen Stoff zu einem Trauerspiele zu verwenden. Er wünschte deshalb einen Römerzug – eine Reise nach Italien – zu unternehmen und »der Geschichte wegen« nach Göttingen zu gehen. »Willst Du mich,« schreibt er dem Vater, »gern in Berlin, so schreibe mir [...]
»Die Adamberger,« schreibt Theodor, »braucht nur den Mund zu öffnen, um zu bezaubern.« Unter Denen, die von dieser liebenswürdigen, talentvollen, durch Anmuth und Geist ausgezeichneten Künstlerin unwiderstehlich bezaubert wurden, lief unser Theodor allen anderen den Rang ab. Er schrieb für sie nach der Erzählung »Die Verlobung in St. Domingo«, von Heinrich v. Kleist, ein Drama in drei Aufzügen: »Toni«, in welchem Antonie Adamberger die Titelrolle spielte. Die Leseproben und das Einstudiren der Rolle führten bald zu näherer Bekanntschaft, und die Zuneigung Theodor's blieb nicht unerwiedert. Noch ganz erfüllt von dem glücklichen Erfolge, welchen sein erstes größeres Drama gehabt, schreibt er aus Wien, den 18. April 1812: »Gestern wurde Toni zum ersten Male gegeben. Der Beifall war ungeheuer, jede Scene wurde beklatscht, und am Ende hörte das Bravorufen gar nicht auf. Die Adamberger wurde herausgerufen. Alle gaben sich unendliche Mühe, da ich von Allen gut gelitten bin ... Alle aber übertraf doch die Toni, und der Pistolenschuß, der zum Glück gut ablief, brachte das Publikum in gewaltigen Enthusiasmus. Man rief sogar wider alle Sitte am Ende des Stücks meinen Namen. Seit langer Zeit hat kein Stück einen so guten Erfolg gehabt ... Der Adamberger gab der Gedanke, daß ich das Stück für sie geschrieben hatte, und daß es ihren Namen trägt (sie heißt selbst Toni) ungewöhnliches Feuer. Nun geht's mit frischem Muth an Zriny.« Große Aufmunterung, die, wenn auch mit glücklichem Anfange betretene, doch schwierige Laufbahn mit gutem Muthe weiter zu verfolgen, gewährten Theodor die zustimmenden Briefe Goethe's an seinen Vater über die ihm zugeschickten beiden Dramen: »Die Sühne« und »Toni«. – »Lange hat mir nichts so viel Freude gemacht,« schreibt Theodor aus Wien, den 9. Mai, »als der Brief von Goethe. Es thut dem jungen Herzen so wohl, wenn der Meister an dem Lehrlinge so warmen Antheil nimmt.« – Nun aber drängt es ihn auch, den Vater von dem höchsten Glück, das er errungen, freudige Mittheilung zu machen. Nach einer kurzen Einleitung, Geldangelegenheiten betreffend, fährt er fort: »Das war eigentlich die Ursache dieses Briefes; weil es mir aber bei dieser Gelegenheit vergönnt ist, so recht offen, Freund zu Freund zu sprechen, so kann ich mir's nicht versagen, Dich, den ich nicht blos als meinen guten Vater verehre, sondern den ich als meinen herzlichsten Vertrauten von Jugend an zu betrachten gewohnt bin, mit dem Glücke, mit der Seligkeit Deines Theodor bekannt zu machen. Vater, treuer, treuer Freund, ich habe mein Ziel gefunden, wo ich meinen Anker werfen soll. Vater, ich liebe. – Sieh, es ist mein größter Stolz, daß ich mit dieser Freiheit der Empfindung Dir ins väterliche Auge blicken darf und sagen kann: ich liebe, liebe einen Engel! Nun, Du wirst sie sehen, und wenn Dich ihr Anblick nicht ebenso ergreift wie mich, wenn Dir aus ihren dunklen Augen nicht eben die friedliche Seligkeit entgegenweht wie mir,  [...]
»Liebster Vater! Ich schreibe Dir diesmal in einer Angelegenheit, die, wie ich das feste Vertrauen zu Dir habe, Dich weder befremden noch erschrecken wird. Neulich schon gab ich Dir einen Wink über mein Vorhaben, das jetzt zur Reife gediehen ist. Deutschland steht auf! Der preußische Adler erweckt in allen treuen Herzen durch seine kühnen Flügelschläge die große Hoffnung einer deutschen, wenigstens norddeutschen Freiheit. Meine Kunst seufzt nach ihrem Vaterlande; lass' mich ihr würdiger Jünger sein! Ja, liebster Vater, ich will Soldat werden, will das hier gewonnene glückliche und sorgenfreie Leben mit Freuden hinwerfen, um, sei's auch mit meinem Blute, mir ein Vaterland zu erkämpfen. – Nenn's nicht Uebermuth, Leichtsinn, Wildheit; vor zwei Jahren hätt' ich es so nennen lassen; jetzt, da ich weiß, welche Seligkeit in diesem Leben reifen kann, jetzt, da alle Sterne meines Glücks in schöner Milde auf mich niederleuchten, jetzt ist es, bei Gott, ein würdiges Gefühl, das mich treibt, jetzt ist es die mächtige Ueberzeugung, daß kein Opfer zu groß sei für das höchste menschliche Gut, für seines Volkes Freiheit. Vielleicht besagt Dir Dein bestochnes väterliches Herz: Theodor ist zu größeren Zwecken da, er hätte auf einem anderen Felde Wichtigeres und Bedeutenderes leisten können, er ist der Menschheit noch ein großes Pfund zu berechnen schuldig. Aber, Vater, meine Meinung ist die: zum Opfertode für die Freiheit und für die Ehre seiner Nation ist Keiner zu gut, wol aber sind Viele zu schlecht dazu! Hat mir Gott wirklich etwas mehr als gewöhnlichen Geist eingehaucht, der unter Deiner Pflege denken lernte, wo ist der Augenblick, wo ich ihn mehr geltend machen kann? Eine große Zeit will große Herzen, und fühl' Ich die Kraft in mir, eine Klippe sein zu können in dieser Völkerbrandung, ich muß hinaus und dem Wogensturme die muthige Brust entgegendrücken. Soll ich in feiger Begeisterung meinen siegenden Brüdern meinen Jubel nachleiern? Soll ich Komödien schreiben auf dem Spotttheater, wenn ich den Muth und die Kraft mir zutraue, auf dem Theater des Ernstes mitzusprechen? Ich weiß, Du wirst manche Unruhe erleiden müssen, die Mutter wird weinen, Gott tröste sie! ich kann's Euch nicht ersparen. Des Glückes Schooßkind rühmt ich mich bis jetzt; es wird mich jetzo nicht verlassen. Daß ich mein Leben wage, das gilt nicht viel; daß aber dies Leben mit allen Blüthenkränzen der Liebe, der Freundschaft, der Freude geschmückt ist, und daß ich es doch wage, daß ich die süße Empfindung hinwerfe, die mir in der Ueberzeugung lebte, Euch keine Unruhe, keine Angst zu bereiten, das ist ein Opfer, dem nur ein solcher Preis entgegengestellt werden darf. Sonnabend oder Montag reise ich ab, wahrscheinlich in freundlicher Gesellschaft; vielleicht schickt mich auch Humboldt als Courier. In Breslau, als dem Sammelplatze, treffe ich zu den freien Söhnen Preußen's, die in schöner Begeisterung sich zu den Fahnen ihres Königs gesammelt haben.  [...]
»Ich hoffe bald in Reih und Glied zu stehen, und dann, von dem äußeren Leben geräuschvoll gepackt, in dem inneren zu derart Ruhe zu kommen, die zu einer klaren Erinnerung gehört. Ich habe unendliche Liederträume gehabt, aber keine Ordnung, keine Ausführung, kein Licht!«  [...]
Von hier [Zobtenschrieb Theodor, den 22. März, der Freundin nach Wien: »Mein Herz dreht sich gewaltsam um, wo ich nur eine Büchse blinken sehe. Gott, was ist das für eine große, herrliche Zeit. Alles geht mit so freiem, stolzem Muthe dem großen Kampfe fürs Vaterland entgegen, Alles drängt sich, zuerst für die gute Sache bluten zu können. Es ist nur ein Wille, nur ein Wunsch in der ganzen Nation, und das abgenutzte: Sieg oder Tod! bekommt neue heilige Bedeutung.« [...]
Von Zobten, den 26. März, giebt Theodor den Seinen Nachricht über sein Wohlbefinden. »Ich bin,« schreibt er dem Vater, »frisch und gesund und freue mich des neuen Wirkungskreises ... Um die Hände in den Schooß zu legen, ward ich nicht Soldat ... Das Korps singt schon viele meiner Lieder, und ich kann Euch gar nicht beschreiben, wie angenehm das Verhältniß ist, in dem ich lebe, da die gebildetsten und ausgesuchtesten Köpfe aus ganz Deutschland neben mir in Reih und Glied stehen. Man könnte einen großen Plan mit lauter Schriftstellern ausfüllen, so viele stehen bei den schwarzen Jägern. Es gilt ein großes Werk; wer sein Sandkorn nicht mit dazu legt, soll sich nicht in seinem Schatten freuen dürfen ...« [...]
voll der glühendsten Begeisterung für die gute Sache des Volks zu den Waffen geeilt, die letzten sorglosen Minuten des Lebens keck und frei genießend; – der zweite Mann muß verloren sein, ist der allgemeine Glaube und das Schiller'sche: »Und trifft es morgen, so lasset uns heut Noch schlürfen die Neige der köstlichen Zeit!« wird gesungen und befolgt. Oft wird es mir doch zu wild; dann gehe ich in den Wald und denke an das geliebte Wien, an so manchen Silberblick, der mir vorüberleuchtete und der nun in der Nebelgestalt der Erinnerung an mir vorüberzieht. – Was sage ich, Nebelgestalten! O, es ist ein lebendiges, klares Wiederempfinden, Wiedergrüßen; die schönen Stunden kehren mir zurück und alle Stille und Freude meines Herzens; gewöhnlich kann ich mich dann nicht enthalten, die Wälder mit dem Liede: »Im Walde schleich' ich still und mild« zu plagen. Es ist ein gar liebes, liebes Lied!« – Eine hohe Weihe erhielt der Krieg dadurch, daß er nicht allein für die Befreiung des Vaterlandes von fremder Gewaltherrschaft, daß er zugleich auch als ein heiliger Krieg, wie für den Herd so auch für den Altar geführt wurde. Von Priesterhand und durch Priesterwort wurden die Waffen mit erhebender Feier in den Kirchen gesegnet. Lützow's Freischaar hielt diese Feier in der Dorfkirche zu Rogau am 26. März. Theodor berichtet darüber an die Freundin in Wien, aus Jauer vom 30. März: »Eine große, herrliche Stunde habe ich am Sonnabend verlebt. Wir zogen in Parade aus Zobten nach Rogau, einem lutherischen Dorfe, wo die Kirche zur feierlichen Einsegnung der Freischaar einfach aber geziemend ausgeschmückt war. Nach Absingung eines Liedes, das Ihr Freund zu der Gelegenheit verfertigt hatte, In »Leyer und Schwert« abgedruckt. hielt der Prediger des Ortes, Peters mit Namen, eine kräftige, allgemein ergreifende Rede. Kein Auge blieb trocken. Zuletzt ließ er uns den Eid schwören: für die Sache der Menschheit, des Vaterlandes und der Religion weder Gut noch Blut zu schonen und zu siegen oder zu sterben für die gerechte Sache; wir schwuren! Darauf warf er sich auf die Knie und flehte Gott um Segen für seine Kämpfer an. Bei dem Allmächtigen! es war ein Augenblick, wo in jeder Brust die Todesweihe flammend zuckte, wo alle Herzen heldenmüthig schlugen. Der feierlich vorgesagte und von Allen nachgesprochene Kriegseid, auf die Schwerter der Officiere geschworen, und: Eine feste Burg ist unser Gott, machte das Ende der erhebenden Feier, die zuletzt noch mit einem donnernden Vivat, das die Krieger » der deutschen Freiheit!« ausbrachten, gekrönt wurde, wobei alle Klingen aus der Scheide flogen und helle Funken das Gotteshaus durchsprühten. Diese Stunde hatte um so mehr Ergreifendes für uns, da die Meisten mit dem Gefühl hinausziehen, es sei ihr letzter Gang. Ich weiß auch einige Gesichter in meinem Zuge, von denen ich es ganz deutlich voraus weiß, sie sind unter den Ersten, die der Würgengel fordert. Es gleicht wol nichts dem klaren, bestimmten Gefühle der Freiheit,  [...]
Theodor's Aufruf beginnt: »Brüder! Durch dreifache Bande, des Blutes, der Sprache, der Unterdrückung an Euch gekettet, kommen wir zu Euch. Oeffnet uns Eure Herzen, wie Ihr uns Eure Thüren geöffnet habt; die lange Nacht der Schmach hat uns vertraut gemacht, die Morgenröthe einer besseren Zeit soll uns verbunden finden. Landsleute sind wir, Brüder sind wir, im festen Vertrauen auf Euer Beharren bei der guten, bei der heiligen Sache Gottes und des Vaterlandes rühmen sich Viele unter uns, Euch anzugehören, in Eurem Kreise geboren, in Eurer Sitte auferzogen zu sein. Wie es nun Brüdern geziemt, wollen wir durch Eure Thäler wandern. Wem wäre denn die heimathliche Erde, dies eine große Vaterhaus aller deutschen Herzen heiliger, wem läge denn mehr an der Sicherheit, an dem Wohlstande eines Landes, für dessen Freiheit wir freudig Blut und Leben zu opfern geschworen haben! Ja, für die Freiheit dieses Landes wollen wir fechten und, wie Gott will, siegen oder sterben. Soll denn die fremde Tyrannei noch länger Eurer heiligen Gesetze, der ehrwürdigen Ueberlieferungen Eurer Väter, spotten? Soll der fremde Gerichtshof sich auf Eure Rathhäuser drängen und die angeborne Sprache nicht mehr gelten, die Ihr seit Jahrhunderten bewahrt habt? Sollen Eure Speicher, Eure Keller noch länger die Henkersknechte füttern, Eure Weiber, Eure Töchter noch länger ihrem zügellosen Frevel preisgegeben sein, Eure Söhne noch länger für die Raserei eines schamlosen Ehrgeizes geschlachtet werden?« – Nach der Erinnerung an die Helden, deren Thaten die Geschichte Sachsen's ausgezeichnet hat, ruft er dem Volke zu: »Und Ihr solltet ruhig bleiben und den Greuel, welchen die Feinde verübt, unvergolten lassen? Nein! nein! Du gutes, wackres Volk, das sollst Du, das kannst Du nicht! Hast Du den Moskowiten gesehen, wie er den Fackelbrand in seine Paläste schleuderte? Siehst Du den Preußen jetzt, Deinen Bruder und nächsten Bundesgenossen, wie er sich rüstet, Landwehr und Landsturm, alle waffenfähigen Männer, eins in dem beschworenen Entschlusse, zu sterben oder frei zu sein? Und Du wolltest zaudern? Nein, Du zauderst nicht, auch Du wirst aufstehen, Deine Ketten schütteln und die welke Raute des sächsischen Wappens wird herrlich aufblühen zum Kranze der Freiheit! Sieh auf unsere muthige Schaar! Wir haben es im Gotteshause beschworen, zu kämpfen, zu sterben für unsere, für Eure Freiheit: der Segen der Kirche ist mit uns und die Wünsche und Gebete aller treuen und redlichen Herzen. Sammle Dich zu uns, wehrbare Jugend des unterjochten Sachsenlandes! Sammlet Euch zu uns, tüchtige Männer des tüchtigen Volkes! Wer nicht mitziehen kann, helfe der allgemeinen Sache mit Rüstung und Zuspruch;  [...]
»Was soll ich Ihnen schreiben? – meinen Mißmuth? – Was soll ich Ihnen vertrauen? meinen Grimm? Er wühlt gräßlich in mir! Vor ein paar Tagen war eine elende Affaire, das ist Alles, was ich bis jetzt erlebt habe. Die Franzosen hielten trotz ihrer Uebermacht nicht Stich; an hundert Todte und Gefangene waren die Beute des Tages; ich hätte recht brav einhauen können, wenn die Hunde Muth gehabt hätten ... – Ehe am 12ten die Kanonen zu donnern anfingen, schlief ich ein halbes Stündchen an einem Wachtfeuer. Da hatte ich einen Traum, den ich ewig verschweigen werde, der aber der fürchterlichste und lebhafteste meines ganzen Lebens ist. Sie und Marianne Saaling waren bedeutend mit im Spiele und sonderbarer Weise sah ich Marianne in altdeutschen, bürgerlichen Trauerkleidern, mit langen schwarzen Locken.« [...]
Am 4. Juni wurde in dem Dorfe Poischwitz bei Jauer ein Waffenstillstand bis zum 28. Juni einschließlich und noch sechs Tage darüber abgeschlossen. Ein schmaler Landstrich von der böhmisch-schlesischen Grenze bis zur Mündung der Elbe wurde für neutral erklärt. Der zehnte Artikel bestimmte: »Alle Truppenbewegungen werden so eingerichtet, daß eine jede Armee ihre neue Linie am 12. Juni einnimmt. Alle Korps oder Parteien des verbündeten Heeres, welche sich jenseit der Elbe (also auf deren linkem Ufer) befinden könnten, sollen nach Preußen zurückkehren.« – Lützow, welcher mit einem Theil seines Korps einen kühnen Streifzug im Rücken des nach Schlesien vordringenden Feindes unternommen hatte, war am 8. Juni durch Thüringen und Franken bis Hof vorgegangen, wo er, als er zur Erstürmung der Stadt sich anschickte, von dem baierischen Kommandanten von dem am 4. Juni abgeschlossenen Waffenstillstände Kenntniß erhielt. Er trat sofort seinen Rückmarsch an, machte hiervon dem in Dresden kommandirenden sächsischen General v. Gersdorf Meldung und ersuchte ihn, da es ihm nicht möglich sei, sich mit seinem Korps am 12. Juni, wie der Waffenstillstand es bestimme, auf dem rechten Elbufer zu befinden, um sicheres Geleit durch einen sächsischen Officier als Marschkommissär. General Gersdorf schickte als solchen den Lieutenant von Gösnitz an Lützow ab und benachrichtigte ihn, daß er in einem dienstlichen Schreiben den Prinzen von Neufchatel, Marschall Berthier, ersucht habe, den Kaiser hiervon in Kenntniß zu setzen. Unangefochten führte Lützow seine Mannschaft von Hof über Plauen, Gera, Zeitz und bezog am 17. Juni eine Biwacht bei dem Dorfe Kitzen, zwei Meilen von Leipzig. Der französische General Arrighi, Herzog von Padua, war Kommandant von Leipzig. Er hatte von Napoleon den gemessenen Befehl: »Hinreichende Kolonnen ausrücken zu lassen, um die Räuberbande des schwarzen Korps einzufangen und niederhauen zu lassen.« Der französische General beging die Niederträchtigkeit, dem Major Lützow durch den Oberst Becker die beruhigende Zusicherung geben zu lassen, daß er ihm Officiere senden werde, seinen ferneren Marsch nach dem rechten Ufer der Elbe zu dirigiren. Hierüber die näheren Bestimmungen zu erhalten, sendete Lützow den Lieutenant v. Kropff zu dem Herzog von Padua, welcher diesen mit den Worten empfing: »Der Major Lützow ist mit seiner Räuberbande außer dem Gesetz erklärt; er hat sich selbst von dem Waffenstillstande ausgeschlossen. Sie sind mein Arrestant.« Unterdessen hatten die in Zeitz und den nahegelegenen Dörfern liegenden französischen und rheinbündischen Truppen unter General Fournier und dem württembergischen General Normann Befehl erhalten, ohne irgend eine vorausgehende Aufforderung oder Unterhandlung die Lützower von allen Seiten zu umzingeln und sie niederzusäbeln.
General Normann, welchen Lützow zunächst befragte, was der Aufmarsch seiner Truppen mit gezogenen Säbeln bedeuten solle, wies ihn an den französischen General Fournier und als er an diesen dieselbe Frage richtete, erhielt er im barschen Tone die Antwort: » l'armistice pour tout le monde, excepté pour vous!« (Waffenstillstand für Alle, ausgenommen für Euch!) Rasch wandten Lützow und sein Adjutant Körner ihre Pferde und sprengten zurück zu ihren im ruhigen Weitermarsch abziehenden Schwadronen. Plötzlich, bevor sie sich dessen versahen, werfen sich die württembergischen Dragoner unter Normann's Befehl auf die in ausgedehntem Zuge reitenden Lützower und hauen und stechen nieder, was ihre Klinge erreichen kann. Unter den Schwerverwundeten befand sich auch Körner. Er schleppte sich, als er aus tiefer Ohnmacht erwacht war, nach einem nahen Gehölz. Ein Holzhauer, der ihn fand, brachte ihn mit einem Gärtner nach dessen Wohnung in Großzschocher. Von hier schickte er durch eine Bauerfrau einige Zeilen an den ihm befreundeten Direktor W. F. Kunze in Leipzig, welcher sich sogleich mit einem geschickten Arzte, Professor Dr. Wendler, nach Großzschocher begab, den Schwerverwundeten mit bürgerlicher Kleidung versah und in einem Kahne bis zu einem Gartenpförtchen der Stadt und dann weiter in einen sicheren Versteck brachte. Die Freunde wagten viel, da Leipzig auf Napoleon's Befehl wegen aufrührerischer Gesinnung in den Belagerungszustand erklärt und das Verbergen feindlicher Soldaten bei Todesstrafe verboten war. Nach ewigen Tagen war Theodor so weit genesen, daß er nach einem Landgute in der Nähe von Borna, drei Stunden von Leipzig entfernt, fahren konnte, von wo er zur gänzlichen Wiederherstellung sich unter fremdem Namen nach Karlsbad begab. Dem Vater gab er schon am 18. Juni beruhigende Nachricht, »daß er gesund und sein eigner Herr sei und bei vortrefflichen Leuten lebe, die ihm jeden Schmerz vergessen machten.« Den Brief unterzeichnete er: »Lorenz Juranitsch.« – Aus Karlsbad, den 25. Juni, meldet er dem Vater seine Ankunft daselbst, und daß Frau von der Recke und Geh. Rath Dr. Sulzer sich seiner mit aller Sorgfalt angenommen haben. »Die nichtswürdige Geschichte,« schreibt er im nächsten Briefe, »Dir ausführlich zu erzählen, erspare mir, bis wir uns sprechen; nur so viel, daß ich verwundet ward, als ich, ohne den Säbel zu ziehen, die Schurken fragen sollte, ob dies der versprochene Waffenstillstand wäre?« – Aus Karlsbad, den 14. Juli, schreibt er, daß er am 19ten sich im Hauptquartier melden und am 21sten in Berlin sein werde. »Aengstiget Euch nur nie, wenn die Nachrichten ausbleiben, Gott hat mich so weit gebracht, er wird mich weiter bringen, und denkt nur, daß ich eine heilige Pflicht erfülle, und daß ein redlich deutsches Herz auf Alles gefaßt sein muß. – Durch! – Von Toni hab' ich Nachricht; sie ist auf dem Lande und befindet sich wohl. Es wär' nicht unmöglich, daß ich in eine Generalssuite bei der großen Armee käme, doch müssen die Bedingungen gut sein, weil ich sonst ungern mein angenehmes Verhältniß mit Lützow's Bravheit aufgäbe. Nun, der Himmel sei mit Euch. Gott wird uns Alle froh zusammenführen, an diesem Glauben haltet.« Während er die Lieben daheim mit herzhaftem Zuspruche zu beruhigen sucht, verhehlt er der Freundin in Wien seine trüben Ahnungen nicht, »Über die Ahnungen« – schreibt er aus Gitschin, den 18. Juli, an Frau v. Pereira, – »hab' ich jetzt recht tüchtige Erfahrungen gemacht. Vor der unglücklichen Affaire bei Kitzen wies mir der Major v. Lützow von Weitem ein Grab, deren es dort seit der Lützener Schlacht zahllose giebt. Ich sprengte drauf los, und als ich näher heran ritt, sank mein Pferd mit den Vorderfüßen hinein. Es war mir eine unangenehme Empfindung, und etwas verstimmt kam ich zum Major zurück. Ich sagte ihm: es wär' mir zu Muthe, als ging es uns heut noch schlecht: die französischen Vorposten hatten wir heut schon von Weitem gesehn. Er lachte mich aus und bat mich, die Poesie aus dem Feldleben zu verjagen. Kurz darauf, als ich mit ihm zum Parlamentiren vorritt, stürzte sein Pferd, der beste Springer im ganzen Korps, als er über einen kleinen Graben setzte. Mühsam arbeitete sich Lützow unter ihm hervor, und ich hatte das unangenehme peinliche Gefühl eines nahen Unglücks zum zweiten Male. Fünf Minuten darauf sank ich von drei Hieben zerfleischt auf den Hals meines Pferdes, und nur seinem Sprunge verdanke ich mein Leben, denn sonst hätte der vierte Hieb, der mir den Mantel zerhaute, mich völlig abgefertigt.«
Die rührendste Erinnerung an diese ihm in so unehrenhafter Weise von einem für den Unterdrücker Deutschland's fechtenden Deutschen geschlagene Wunde wird für ewige Zeiten das schöne Sonnett bleiben:
Die Wunde brennt, die bleichen Lippen beben etc.
(sieh unten!)
Freiheit und Liebe, die Goethe im Egmont als ein entschwindendes Traumbild verklärte, erscheinen uns hier in gegenwärtiger Wirklichkeit, dem Schwerverwundeten Tröstung bringend, »als er zu sterben meinte.«   [...]
Während am 25. August Tettenborn die Lützow'schen Jäger eine Biwacht bei Wöbbelin und Warsow beziehen ließ, unternahm Lützow einen Streifzug mit zweihundert Reitern, zur Hälfte Kosacken, von Warsow nach Gottesgabe, drei Stunden westlich von Schwerin, und legte sich während der Nacht in ein Gehölz unweit Rosenhagen, rechts der Straße von Gadebusch nach Schwerin. Am 26. mit Tages Anbruch wurde von den ausgestellten Vorposten die Ankunft eines beladenen feindlichen Wagenzuges unter einer starken Infanteriebedeckung gemeldet. Der Major Lützow ließ sogleich aufsitzen, die Kosacken erhielten Befehl, durch einen stürmischen Angriff den Transport aufzuhalten, während Lützow mit seinen Husaren der Bedeckung den Rückzug abschneiden wollte. Die Bauern, welche die Wagen fuhren, hieben bei dem ersten Hurrahruf der Kosacken aus Leibeskräften auf ihre Pferde, um so schnell als möglich aus dem Bereich des Gefechts zu kommen; von den französischen Infanteristen hielten sich viele an den Wagen und Pferden an, um das Gehölz zu erreichen, andere legten sich in die Gräben zur Seite der Straße und feuerten auf die Husaren. Die Wagen wurden bald eingeholt und zum Stehen gebracht; schwieriger war es, die aus dem Gehölz und den Gräben schießenden Infanteristen unschädlich zu machen, da sie gegen die Retter im Vortheil waren, den ihnen gebotenen Pardon annahmen und, wenn der Husar heranritt, dem Gefangenen das Gewehr abzufordern, es noch auf ihn abfeuerten.
Theodor Körner, Lieutenant und Adjutant Lützow's, sprengte eben herbei, und als aus dem Versteck des Gehölzes von den dahin geflüchteten Franzosen auf die Unsrigen gefeuert wurde, rief er in höchster Entrüstung: »Die Halunken! wer ein braver Kamerad ist, folgt mir!« So sprengte er auf seinem Schimmel muthig voraus, über den Graben dahin, woher die Schüsse gefallen. Ihm zur Seite folgte der Oberjäger Helfritz, von Herz und Faust ein Pommer, wie es keinen tüchtigern geben konnte; einige Andere schlossen sich an, es wurden mehrere Gefangene gemacht; aber die Reiter waren in dem Gehölz zu sehr im Nachtheil gegen die feindlichen Tirailleurs, welche im Gebüsch und hinter Baumstämmen sich verbergen konnten. Mehrmals ließen Lützow und der Rittmeister Fischer Appell blasen, ohne daß die Freiwilligen dem Zuruf Gehör leisteten. Auf den kühnen Reiter, der mit lautem Zuruf auf leuchtendem Schimmel den anderen vorausritt, wurden vornehmlich die feindlichen Schüsse gerichtet; dies hielt ihn nicht zurück, die Feinde aus ihrem Versteck aufzujagen und seine »Eisenbraut« zum blutigen Hochzeitreigen zu führen. Da fällt aus dem Dickicht ein Schuß, die Kugel pfeift, die Kugel trifft, trifft in das Herz – und der für Freiheit und Vaterland begeisterte Sänger und Kämpfer, der Heldenjüngling von zweiundzwanzig Jahren, Deutschland, Dein Theodor Körner sinkt, zum Tode verwundet, vom Pferde und färbt mit seinem Herzblute die grüne Heide von Rosenhagen. [...]

Die Befreiung des Vaterlandes von den eingedrungenen Feinden war vollbracht, die Fahnen, unter denen Körner gefochten, für deren Hochhaltung er sein Herzblut vergossen, waren siegreich in Paris auf der stolzen Hofburg des gedemüthigten, in die Verbannung nach Elba verwiesenen Kaisers aufgepflanzt. – Im September 1814 traten der Vater, die Mutter und die Schwester Theodor's die Wallfahrt nach der Grabstätte des geliebten Sohnes an, wo am 27sten desselben Monats die Einweihung des Denkmals stattfand, welches der Vater dem Sohne gewidmet. Es besteht aus einem Opferaltar in antiker Form, nach einer Zeichnung des Hofbildhauers Thormeyer in Dresden in der königlichen Eisengießerei in Berlin ausgeführt. Leyer und Schwert, mit einem Eichenkranze geschmückt, stehen auf dem Altäre. 
Grabmal fürTheodor Körner in Wöbbelin





























Inschrift der Vorderseite:
Hier wurde Karl Theodor Körner von seinen Waffenbrüdern mit Achtung und Liebe zur Erde bestattet.
Auf der Rückseite:
Karl Theodor Körner, geboren zu Dresden den 23. September 1791, widmete sich zuerst dem Bergbau, dann der Dichtkunst, zuletzt dem Kampfe für Deutschland's Rettung. Diesem Berufe weihte er Schwert und Leyer und opfern ihm die schönsten Freuden und Hoffnungen einer glücklichen Jugend. Als Lieutenant und Adjutant in der Lützow'schen Freischaar wurde er bei einem Gefecht zwischen Gadebusch und Schwerin am 26. August 1813 schnell durch eine feindliche Kugel getödtet.
Auf der Seite zur Rechten:
»Vaterland, Dir woll'n wir sterben.
Wie Dein großes Wort gebeut;
Unsre Lieben mögen's erben.
Was wir mit dem Blut befreit.
Wachse, Du Freiheit der deutschen Eichen,
Wachse empor über unsere Leichen.«
Auf der Seite zur Linken:
»Dem Sänger Heil, erkämpft er mit dem Schwerte
Sich nur ein Grab in einer freien Erde!«
Beide Verse wurden aus »Leyer und Schwert« ausgewählt.

(Friedrich Förster: Theodor Körner's Leben, in: Theodor Körners Werke Gustav Hempel, 
Berlin)


Abschied vom Leben
Die Wunde brennt - die bleichen Lippen beben -
ich fühl's an meines Herzens matterm Schlage,
hier steh ich an den Marken meiner Tage -
Gott, wie du willst! Dir hab ich mich ergeben. -
Viel gold'ne Bilder sah ich um mich schweben;
das schöne Traumbild wird zur Totenklage. -
Mut! Mut! - Was ich so treu im Herzen trage,
das muß ja doch dort ewig mit mir leben! -
Und was ich hier als Heiligtum erkannte,
wofür ich rasch und jugendlich entbrannte,
ob ich's nun Freiheit, ob ich's Liebe nannte:
Als lichten Seraph seh ich's vor mir stehen; -
und wie die Sinne langsam mir vergehen,
trägt mich ein Hauch zu morgenroten Höhen. -


Dass Theodor Körner noch bis ans Ende des 19. Jahrhunderts in  Deutschland gut bekannt war und seine Grabstätte oft besucht wurde, davon zeugen die Memoiren Heinrich Seidels, der 1894 in Von Perlin nach Berlin über eine "Turnfahrt" seiner Schulklasse schrieb: 

"Wir marschirten am ersten Nachmittage bis zu der über drei Meilen entfernten Stadt Gadebusch, wobei wir natürlich nicht unterliessen, bei Rosenberg das Denkmal zu besuchen, das die Stelle bezeichnet, wo Theodor Körner gefallen ist."

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